Viking Galaxy – First Contact

ImageViking Galaxy – First Contact

Ich schaue mir ja nun immer alle neuen Power Metal Alben auf Bandcamp.com an, denn irgendwie habe ich das Gefühl, dass man dort die wirklich versteckten Diamanten findet. Nachdem ich ja schon so durch die Grimgotts überrascht wurde und dann voll darauf abfuhr entdeckte ich nun noch dieses grandiose Album.

Auf den ersten Blick scheint die “Science-Fiction + Metal” Masche fast schon abgelutscht zu sein (gibt ja nun schon seit längerem Sci-Fi Thrash Metal, Sci-Fi Black Metal, etc.) und das Cover von Viking Galaxys Debutalbum lässt eigentlich auch nicht wirklich gutes erhoffen, aber damn… wie ich direkt nach den ersten zwei Songs hooked war. Kurz und bündig könnte man Viking Galaxy als eine Art “Gloryhammer für arme” beschreiben, was negativer klingt, als es ist. Die Produktion ist wahrlich nicht so bombastisch wie die von Gloryhammer und – auch wenn ich kein Musikexperte bin – scheint mir das Instrumentenspiel auch verbesserungswürdig. Aber das alles macht Viking Galaxy mit einer voller Überzeugung dargestellten Inbrunst und vor allem Charme wieder wett.

Schon allein der Opener “Space Chariot” macht mit seinem cheesigen Tracknamen, den sick cheesigen Synths und dem hymnenhaften Chorus eines klar: hier gehts um cheesigen Sci-Fi Power Metal Spaß zum Mitgröhlen und Headbangen. Gerade wenn man auf Synths in seinem Metal steht, so wird man mit dem Album seinen großen Spaß haben. Teilweise klingen die Synths wie aus einer deutschen Episode Captain Future, was ja nun wirklich mal ein Kompliment ist. “Call Of The Valkyrie” bietet uns sogar ein Synth-Solo! “Lost Forever” schießt dann aber den Vogel ab. Der ganze Track klingt wie das Opening einer 90s Sitcom, was ansich scheiße klingt, aber auf dem Album einfach geil ist und super Spaß macht. Zumal natürlich auch hier wieder die Grundqualitäten der Band – Melodien, Synths und Spaß – vollends durchscheinen.

Wirklich überrascht war ich dann aber von den durchweg melancholischen Melodien. Ich persönlich stehe immer absolut auf sowas und boah, ey, delivered Viking Galaxy hier. Viele Tracks haben eine traurige Unternote und laden fast zum Tagträumen ein. Das geht aber nie zu Lasten der Geschwindigkeit der Tracks. Man tagträumt also mit geschlossenen Augen und headbanged dazu gleichzeitig. Also WHAT? Einfach geil. Des Weiteren sind hohe Vocals zwar spärlich über das Album verteilt aber wenn, dann effektiv eingesetzt und erinnern fast schon ein wenig an Helloween. Wenn wir schon bei Helloween sind. Ein kleines bisschen Schade ist es fast, dass es nicht ganz zu einem 15 minütigen Epik-Track á la Helloween gereicht hat, aber immerhin gibt es ganze zwei 7 – 8 minütige Tracks, die auch durchweg über die volle Länge unterhalten können.

Tja und beendet wird das ganze Album dann mit einer Ballade, wo Sänger William Hill seine Stimme noch einmal in normaleren Tonlagen unter Beweis stellen und man selbst vor allem ordentlich mitgröhlen kann, bevor dann alles vorbei ist…

…und man auf Repeat drückt.

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Three Trapped Tigers – Silent Earthling

Three Trapped Tigers - Silent Earthling

Was Three Trapped Tigers auf Silent Earthling für Wände aufbauen, kann man nicht wirklich in Worte fassen. Es ist ein sich abwechselndes Feuer aus Farben und Explosionen und fetten Gitarrenriffs und noch fetteren Melodien und noch noch fetteren Schlagzeugkurven und meine Fresse, so viel Spaß hatte ich mit einer Platte schon lange nicht mehr! Fucking hell, ey. Das ganze klingt irgendwie verteufelt nach Animals As Leaders, mit dem Unterschied, dass Animals As Leaders ihre Wände mit Kraft und Gewalt aufbauen. Die Tigers setzen da mehr auf Finesse und Präzision und Detailreichtum. Beides bringt gleichermaßen viel Spaß, aber Silent Earthling bietet nochmal doppelt so viel Sound und Abwechslung und viel viel breites Grinsen in meinem Gesicht.

Three Trapped Tigers haben ein unglaubliches Gespür für Melodie und Sampleauswahl um dem Sound eine unmißverständliche Größe zu verleihen, die nicht nur aus dieser Kombination aus Synths und bretthartem Gitarrenrock kommen muss, aber so gut zusammenpasst, dass man sich fragt, ob vorher noch keiner auf diese Idee gekommen ist, oder ob Three Trapped Tigers einfach in ihrem Job so gut sind, dass das hier einfach besser klingt, als bei allen anderen. Das ist gleichzeitig so funky, als käme es straight aus den 70ern, so AESTHETIC, als käme es straight aus den 80ern, so voller Energie, als käme es straight aus den 90ern und so 2030, dass deine Mudder es wahrscheinlich nicht mehr erleben wird.

Dazu kommt, dass die Platte neben ihren absolut fantastisch aufgebauten Songs, die dickste Produktion bietet, die man möglicherweise in diesem Frühjahr 2016 finden wird. Ich weine jetzt noch der Blut Aus Nord 777-Trilogie hinterher, die unter einer wirklich flachen und eher amateurhaften Produktion litt (und die durch eine bessere Produktion noch so viel geiler gewesen wäre?), was aber wohl die ganze Black Metal Geschichte mit sich bringt. Darf halt eben nicht ZU gut klingen, sonst ist man nicht mehr true. Oder so. Keine Ahnung. Three Trapped Tigers halten sich zum Glück in anderen Sphären auf, und so können sie aus ihren Instrumenten noch das allerletzte an Sound rauskitzeln, was gerade noch in die Frequenzen passt. Man kann das Album wirklich weit nach oben ziehen. Weit weit nach oben. Da rauscht nix, da kratzt nix; das klingt, als ob man mit seinen Fingerspitzen über den Körper von Sara Jean Underwood streicht.

Einziges Manko dieser Flut ist, dass man teilweise Probleme hat, übergeordnete Strukturen zu erkennen, die für so ein monumentales Instrumentalalbum irgendwo schon ganz wichtig wären, damit man sich an irgendwas festhalten kann, um nicht komplett weggeblasen zu werden. Aber Silent Earthling bietet zum Glück genug Platz zum Durchatmen. Vor allem zum Ende hin. Ich kann es im Grunde kaum glauben, dass das erst deren zweites Album ist, weil es so ausgereift klingt, als ob die Jungs schon 30 Jahre Musik machen würden.

Ich halte das Teil für eines der besten Alben dieses Jahr. Was für ein Brett! Hilfe!

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Grimgotts – Here Be Dragonlords

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Grimgotts – Here Be Dragonlords

Ab und an durchsuche ich Bandcamp nach interessanten Alben die mit “Power Metal” getagged sind und vor allem geile Coverartworks haben. So fand ich diese EP und musste sie nach dem ersten Anhören des Sample Tracks “Fight Against The World” direkt für ‘nen Fünfer kaufen. Ist sogar “name your price” auf Bandcamp und es gibt somit keine Ausrede, das Teil nicht direkt zu kaufen.

Viel weiß ich über die drei Engländer gar nicht, außer was deren Bandcamp Seite hergibt und das ist nicht viel. Außer ein paar lustigen Tags wie “Dragons, Boats, Harry Potter, The Moon” und “Power Metal” findet man nicht viel heraus, umso verwunderter war ich, dass diese EP direkt so abfetzt. Fast hätte ich aufgrund des Harry Potter Tags gar nicht erst reingehört, aber das Logo und das schnulzige Cover überzeugten mich natürlich und siehe da…

…das Intro bringt einen mit Akkordeons direkt in die richtige, überaus schnulzige Stimmung für ordentlich Harry Potter (?) Power Metal zum Mitsingen und spätestens beim ersten richtigen Track ist eh alles aus. Einfach geil wie Andy Barton inbrünstig und theatralisch die cheezigen Vocals widergibt, das Ganze dabei aber nicht lächerlich klingt. Alle Tracks haben irgendwie eine positive Stimmung und vor allem absolut eingängige Ohrwurmmelodien mit fetzigen Riffs, was natürlich eine wahre Freude ist für alle Fans von Power Metal.

Ich hoffe, dass die Jungs nun zügig mit einem Album folgen, denn ich brauch definitiv mehr davon?!

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Make Up And Vanity Set – 88:88

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Make Up And Vanity Set – 88:88 ~ Label; Telefuture

Als ich Garth Knights “Alpha” kaufte, fiel mir auch das dieses Cover auf. Also gleich mal reingehört und für ziemlich gut befunden. Und erst recht jetzt, nach mehrmaligem Hören, muss ich sagen, dass dieses Album meine liebste Entdeckung der letzten Monate ist. Auch auf dieser Scheibe (aka Download LOLZ!) gibt’s sehr nice 80er Jahre Synthieklänge, wobei hier aber eine gewisse, unterschwellige Atmosphäre dabei ist, die das ganze verträumt, dramatisch und etwas bedrohlich klingen lässt. Ein Track ist mal melodisch mit fetten 80s Drums, ein anderer hingegen ist super lang, super atmosphärisch und die perfekte Hintergrundmusik für random Arbeiten am PC. Die Krönung setzt dann aber der Track “Homecoming” auf, welcher ein bisschen poppiger ist und neben einer super nicen Melodie einfach noch tollen Gesang featured. Das ganze Album ist nicht so “cheezy 80s”, wie z. B. Garth Knights “Alpha”, sondern truely truestens “ernsthaft” und… ach ka ey… einfach perfekt.

Ich habe mich sehr darin verliebt und hört doch einfach mal selbst rein. Eine physische Kopie gab es übrigens auch und zwar in einer Limited Edition mit Musikvideos auf einer VHS Cassette. xD

Hier hören und / oder kaufen: http://makeupandvanityset.bandcamp.com/album/88-88

Garth Knight – Alpha

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Die erste EP von Garth Knight namens “Alpha” fängt mit “Intro” zwar langsam an, aber schnell merkt man, dass hier truester 80s Synthie-Rock geboten wird. Nicht etwa irgendwelcher neumodischer Schnick-Schnack mit “80s Flair”, sondern ganz und gar das Wahre, das an Giorgio Moroder oder Vince DiCola erinnernde. Wer den “Transformers – The Movie” (nix Michael Bay) Soundtrack schon liebte und in GTAs Liberty City im Auto sowieso nur “Flashback FM” hörte, der wird “Alpha” lieben. Dabei nimmt das rockige nicht überhand und lässt ausreichend Platz für die geilen Synthie Drums und Korg Lead Melodien, die schon nach dem zweiten mal hören durch’s Ohr direkt in den Kopf gehen.

Die EP ist “pay what you want” und wer nicht total besoffen ist, der unterstützt Garth Knight mit etwas Kohle.

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Uth – Distant Instincts

( Neogoa – 2010 – Psychill / Downtempo )

Auf Neogoa erschien vor wenigen Tagen, genauer am 26.12., als zweites Release eine EP vom Kanadier Alex Lytvyn alias Uth. Weder von Label noch Artist hatte ich vorher mal gehört, aber nachdem sie auf Ektoplazm gefeatured worden ist und einfach nichts kostet (CC Release) kann es ja nicht schaden mal rein zuhören.

Distant Instincts ist also eine EP aus dem Psychill / Downtempo Bereich, welche mit 4 Tracks daherkommt und insgesamt eine Laufzeit von 35 Minuten besitzt. Die Geschwindigkeit geht von 80 bis 100 bpm. Mein persönlicher Favorit dabei ist wohl „Levitating Flower“, auch wenn es mir erst mal schwergefallen ist mich für einen zu entscheiden. Eigentlich sind sie alle gut.

Der Sound von allen Tracks ist sehr modern / digital und wurde offensichtlich professionell oder jedenfalls gleich gut klingend gemastered, was ja bei der Menge an CC Schlafzimmer Produktionen nicht immer gegeben sein muss. Zuständig dafür war der Herr Deimos aka Igor Čeranić, der selbst seit einigen Jahren Musik veröffentlicht und auch bereits bei dem vorherigen Neogoa Release den Sound gemacht hat. Hier braucht man sich echt keine Sorgen machen sondern sollte das Ganze lieber einfach Genießen, wenn man sich nicht gerade im J-Core Mode befindet.

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Links

Download + Online Preview bei Ektoplazm:
http://www.ektoplazm.com/2010/uth-distant-instincts

Release Page auf Neogoa:
http://www.huknet.hr/neogoa/index.php?option=com_content&view=article&id=278:uth-distant-instincts-ep-2010&catid=42:our-releases&Itemid=40

Die Produktionen von Deimos aka Perfect Blind:
http://www.discogs.com/artist/Deimos+(3)
http://www.discogs.com/artist/Perfect+Blind

Silent Hill 2 Soundtrack

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SILENT HILL 2 OST

Ich entdeckte erst kürzlich wieder und muss sagen… nach langer “Silent Hill 2″-Musikabstinenz habe ich wohl ganz vergessen, wie geil der Soundtrack eigentlich ist. Er stellt meines Erachtens den Zenith Akira Yamaokas (der Komponist), sowie der Soundtracks der Spielereihe dar. Er kommt nicht ganz so industriell und roh daher, wie der OST zum ersten Teil und ganz besonders die melancholischen Melodien einiger Songs sind hier das absolute Highlight. Ja, auch Gesang darf diesmal bestaunt werden und hier schuf Akira Yamaoka die perfekte Mischung aus ständig präsentem Grunge / Dreck und melancholischen Melodien. Man hört förmlich, dass hier eine unheimliche und traurige Geschichte passierte und genau das ist das Spiel ja einfach. Aber neben all den ruhigen Momenten gibt’s hin und wieder auch ordentlich etwas auf die Mütze. Ob nun mit dreckigem Bass, einem rauhen Schlagzeug oder einfach nur Stahlklopf- und Zerrgeräusche. Der ganze Soundtrack klingt ziemlich unperfekt und das macht ihn so perfekt.

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MisfitChris – Data Tides

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MisfitChris returns to his IDM/experimental roots to create Data Tides, a collection of songs documenting a time of intense anxiety and a growing obsession with death/mortality. This release is an intimate look into the imagination, and a side of the artist many have not seen. Four on the floor has been put aside for a heartfelt attempt at communicating in a new way.

MISFITCHRIS – DATA TIDES

Es gibt ja mittlerweile eine recht überschaubare “Chiptuneszene”, die immer mal wieder ein Release (oder auch mehrere) herausbringt. Meistens kostenlos und das aus gutem Grund (schlagt mich). Viele der Releases klingen maximal “Ok” bis hin zu “Oh Gott”. Das kommt dann halt davon, wenn sich Hipsters mit Hornbrille und Cordhosen wieder einen Game Boy samt LSDJ kaufen und dann drauf los hämmern. Das gefällt sicherlich einigen und hat auch seine Daseinsberechtigung, aber meine Sache ist das nicht.

Umso mehr freut man sich dann über Alben wie das von MisfitChris, welches eher durch wundervolle Melodien oder interessante Kompositionen glänzt, anstatt wild auf den Soundchip irgendeines Retrocomputers rumzuhämmern. Ja, die Chipanteile – also die an Retrocomputer und -konsolen erinnernden Sounds – halten sich hier sogar eher in Grenzen und verschmelzen wunderbar dezent mit einer Mischung aus Synthie-, Elektro- und Fahrstuhlmusik. Es wird also nicht nur “gedüdelt”, sondern auch ordentlich auf’s Schlagzeug gehauen. Ruhige, melancholische Songs wechseln sich ab mit etwas treibenderen Beats und dazwischen gibt’s immer mal wieder Kurioses wie Datenübertragungsgeräusche oder den gut zu Monkey Island passenden Song “The Scruffy Animal Tags Along”.

Imho eine tolle Abwechslung zu den Soundchip Vergewaltigungsorgien so mancher Hipster und auch oder gerade für Chiptunemeider (!?) eine Empfehlung wert.

Download hier:
http://www.iimusic.net/catalog/2010/11/ … data-tides

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Die Kassierer – Physik

Die Kassierer – Physik

“Ich schlage vor, dass wir jetzt ein bisschen Bumsen” – Track 14, Titel “Zitronenhai”, CD “Physik”

Die Kassierer - Physik Rapidshare Megaupload Blogspot

Und auf einmal gab es ein neues Kassierer-Album. Ist es tatsächlich schon 7 Jahre her, dass ihr letztes Meisterwerk “Männer, Bomben, Sateliten” erscheinen ist? Es kommt mir wie höchstens 3 Jahre vor, und obwohl ich die Platte in- und auswendig kenne, kommen mir die Songs erstaunlich frisch und neu vor. Kein Zweifel: “Männer, Bomben, Sateliten” war einer der großartigsten Alben der mächtigen Kassierer aus Bochum-Wattenscheid. “Ich bin faul”, “Das politische Lied” oder “Mein schöner Hodensack” haben sich zu Klassiker entwickelt. Ob der ehemalige APPD-Kanzlerkanidat und nun zur Pogo-Partei (POP) gewechselte Wolfgang “Wölfi” Wendland mit seinen Bandkollegen Nikolai Sonnenscheiße, Volker Kampfgarten und Mitch Maestro an diesen Erfolg anknüpfen können?

Hören wir doch mal rein. Eine Begrüßung durch ein “Physikalisches Intro” folgt auch gleich mit “Nieder mit der Arbeit”, welches natürlich auf die Sinnlosigkeit und Dummheit einer Anstellung anspielt (und seien wir ehrlich: Arbeit ist auch wirklich dumm). “Ich fick dich durch die ganze Wohnung” wird durch Wölfi eingeleitet und handelt auch darum, was der Titel verrät. Der darauf folgende “Drillinstructor-Song” kommt schon ein wenig komisch rüber. Nicht nur weil es eine Homage an Captain Jack darstellt, sondern weil bis dahin das Album eher prollig-schlecht rüberkommt.

Bitte nicht falsch verstehen: Die Kassierer waren schon immer prollig, und das ist auch gut so. Jedoch handelte es sich be jedem Kassierer-Album bisher um Kunst. Ich weise auf das “Kunst”-Album von 2005 hin. Von prollig-künstlerisch ist bei den ersten Songs aber nicht viel übrig. Weder was die lyrische Qualitäten angeht, noch die musikalische Präsentation. Assige Alkoholabhängige wie ich erwarten selbst hier gewisse Qualität. Sparen tu ich schon bei der Biermarke genug (Oettinger hurra!).

Jedoch reist der nächste Song (“Wenn man gut singen kann, singt man ein Lied, (…) wenn man gar nicht singen kann, singt man einen Song… wir singen Ihnen nun einen Song…” – aus “Der Song von den brennenden Zeitfragen”) einiges raus. “Ich war ein Spinner” ist bereits nach kurzer Zeit ein absoluter Ohrwurm, der mich nicht loslässt. “Ich saß im Zimmer und war ohne Grund nervös – ich war ein Spinner – doch jetzt bin ich seriös” reiht sich als Refrain auf mehrere Aussagen wie “Ich bin viel schwarzgefahren, mit Bus und Eisenbahn, heute fahr ich BMW und esse Rindsfilet, ich hab viel onaniert und war oft sehr frustiert, heute bin ich kultiviert und ficke gern zu Viert!” zu einem Ska-Essemble. Hervorragend!

“Das Lied vom Kot” reiht sich musikalisch an eher dunklere Songs wie “Meister aller Fotzen” vom letzten Album an, ist bei weiterem elektronischer und mit Orgel – und überzeugt durch die Lyrik – “…die schlimmste Substanz im Weltenall, das ist doch wohl ein klarer Fall, hat keine Form, dient keiner Norm und ihr Geruch der ist enorm – Das ist der Kot, der Kot, das ist der Kot!”. Und dann noch ein Kracher danach: “Radioaktiv!” beschäftigt sich mit dem täglichen Ablauf eines Menschen, vom Klo putzen über eine Mahlzeit am Morgen – bis dieser sich nackt auszieht, auf das Bett legt und über Radioaktivität nachdenkt. Gepaart mit der Vorstellung, Wölfi insziniere diese Szene durch seinen reizvollen Gesang, dürfte dies wohl den größten Hit der Scheibe darstellen.

Danach folgen auch noch großartige Songs wie “Schönes Universum” (“das Universum ist so schön, drum lass uns einen saufen gehen!”), “Mir ist alles piepe” oder “Verliebt in Whiskey, Bier und Wein” (was zumindest Live das beste Lied sein könnte), doch danach ist ein steiler Abstieg zu vernehmen. Trotz einem Beitrag von Mambo Kurt und einer Neu-Interpretation eines Georg-Kreisler-Lieds (“Was für ein Ticker ist ein Politiker”) kommen nicht wirklich prickelnde Songs, welche wie aus dem Kassierer-Lego-Bausatz wirken: Eine Ankündigung wie bereits häufig in zuvorigen Alben gehört, meistens zu undurchdachte Texte und Reime, die wie “auf Teufel komm raus” rüberkommen.

Fazit
Erstmal die nackte Wahrheit: “Physik” kann “Männer, Bomben, Sateliten” nicht toppen. Zu wenig Neues kommt hier ins Kassierer-Universum, die sich durchmischenden Musik-Stile und die Variationen an Musikinstrumenten sind nicht so komplex wie bei “Männer, Bomben, Sateliten” und wirken nach diesem großartigen Album auch eher abgegriffen. Auch das Album-Cover kann nichts retten, denn es ist technisch sehr simpel gestaltet und – obwohl es einen roten Faden im Album vorgibt – ist eher weniger ansprechend. Nach einigen Male des Anhören kristalisieren sich jedoch aus den 22 Tracks einige großartige Songs heraus, vorallem “Verliebt in Whisky, Bier und Wein”, “Ich war ein Spinner” und “Schönes Universum” versprechen absolute Klassiker zu werden. Bei der Bewertung habe ich mich schwer getan, schwankte zwischen 3 und 4 Penen von 5. Aber der Kassierer-Bonus machten 4 daraus, vorallem weil ich es nebenbei natürlich auch anhörte: “Ich bin verliebt in Whiskey, Bier und Wein, das läuft in großen Mengen in mich hinein, ich bin verliebt, fühl mich richtig wohl – ich bin verliebt in Alkohol!!”

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Motto: :saufen: :wank: :penner:

Hörproben und kaufen: Die CD (oder Vinyl) gibt es im übrigen hier käuflich zu erwerben (Amazon.de) für nur unglaublich günstigte 14,99 EUR! Wow! Unglaublich! Magnifique! Aka Hörtproben gibts da auch.

M-Project – No Alternative

M-Project – No Alternative (2010)
Erschienen bei GUHROOVY (DQC-527)

Japan ist, was die Musikproduktion angeht, Mitte der 90er Jahre stehengeblieben und weigert sich seitdem erfolgreich, auch nur den kleinsten Schritt nach vorne zu machen. Man bekommt den Eindruck, irgendwer ganz oben hätte das so entschieden, und wie die konservativen Japaner halt so sind, dachten die sich wahrscheinlich “Ach joah, das kann eigentlich alles garnicht so schlecht sein. Schuster, bleib bei deinen Leisten heißt doch das Sprichwort, gell? UND ALLES, WAS NICHT JAPANISCH IST, RAUS!”. Anders kann man sich den neuesten Longplayer von M-Project nicht erklären.

Stellt euch vor, ihr seid zurück in, sagen wir mal, 1995, und ihr tragt verdammt hässliche Klamotten. Also wirklich das absolut Hinterste, was ihr noch in eurem Kleiderschrank gefunden habt. Gepunktete Leggins und so. Unterste Kanone. Der Rave wird im Moment von findigen Produzenten ausgeschlachtet und erlebt – vor allem in Deutschland – in populären Kreisen seine Renaissance, die Holländer basteln fleißig an ihren Anthems, während die Engländer den Acid noch nicht ganz verdaut haben. Und alles ist irgendwie echt geil. Nur die Musik nicht.

Seit knapp 10 Jahren finden die Japaner diesen peinlichen Abschnitt der Musikgeschichte wahnsinnig interessant und tun alles, um ihn nicht in der Versenkung verschwinden zu lassen. Während alle Welt mittlerweile im Post-Punk, Lo-Fi Indie oder Psychedelic Rock angekommen ist und einen revolutionären Sound nach dem anderen raushaut, produzieren unsere kleinen Freunde mit den kurzen Nasen seit 10 Jahren Musik, die gute 15 Jahre alt ist. Entspannt im 4/4-Takt bei betonfesten 160-180 BPM. Aber die LDP war ja auch fast 50 Jahre an der Macht. Das färbt bestimmt ab.

Bezeichnenderweise heißt der Opener von No Alternative “The Future Is Now”. Ob das nun knallhart kalkulierte Satire oder tatsächlich ernst gemeint ist, kann ich nicht so genau sagen. Wahrscheinlich ein bisschen von beidem. Die Platte braucht ganze 44 Sekunden um von einem Intro-Breakbeat in das gewohnte oder lang vergessene Unfz Unfz Unfz Unfz umzuschalten und gibt dieses bis zum letzten Track auch nicht mehr aus der Hand. Ein paar Claps und zwei Hoover-Spuren später ist man auch schon tief drin.

Und jetzt kommen die zwei Worte, die mich mindestens fünf vier Freundschaften kosten werden: Ich mag’s. Nein, jetzt echt. Ich konnte mir das Lachen und das lauthalse “IS DES GEIL!” beim Hören der Previews nicht verkneifen. Ich hab wirklich ganz mächtig Spaß an diesem Scheiss. No Alternative ist das Äquivalent zu den Mega Hits-Samplern der 90er Jahre, die HartzIV-lern auch heute noch feuchte Träume bescheren und ich fahr da voll drauf ab. Ich würde nie offen zugeben, dass ich No Alternative allen Ernstes hören würde, aber genau wie die Sachen von DJ Sharpnel hat es diesen unmißverständlichen und unverkennbaren Fun-/Trashcharakter, dem ich mich nicht entziehen kann. Ja, es ist oberflächlich. Ja, die Melodien hat man alle mit Sicherheit in der Mischung schonmal irgendwo gehört und nein, ich werde mich hier nicht in irgendwelchen Beschreibungen von Beat- oder Samplestrukturen ergehen, weil es im Grunde keine gibt. Es klingt alles gleich schlecht und hat man das Album einmal durch, gibt es null Anreiz, sich das Zeug nochmal reinzuziehen. Es sei denn, man ist WIRKLICH hackenstramm. Es ist die nüchternste und einfachste Form von Partymusik, die man überhaupt produzieren kann. Es steckt keinerlei Anstrengung in diesen Stücken. Nichts, was irgendwie charakteristischen Wiedererkennungswert hätte. Austauschbar. Eben Happy Hardcore in Reinform. Was soll ich dazu noch mehr sagen?

Wer neugierig geworden ist (und nebenbei nicht ganz astrein im Kopf): Some Crappy Uploads hat das Teil als Download. Alle anderen machen zukünftig einen weiten Bogen um mich. Ich überlege ernsthaft mir diesen Shit zu kaufen. Kann mich bitte jemand davon abhalten?

Gibt’s zu kaufen bei: J-Core
Gibt’s zum Vorhören bei: Youtube

Für: Partys, auf denen man rausgeschmissen wird.

Gegen: Freunde.