Der Mieter

DER MIETER
Roman Polanski 1976

Eine freie Wohnung mitten in Paris zu finden ist eine sehr schwierige Angelegenheit. Umso froher ist der schüchterne Angestellte Trelkovsky (Roman Polanski), als er in einem heruntergekommenen Mietshaus eine eben solche findet. Die Vormieterin Simone Choule hat sich in einem Selbstmordversuch aus dem Fenster geschmissen und liegt nun im Krankenhaus. Die griesgrämige Consierge versichert Trelkovsky aber, dass Simone Choule diesen Sprung ohnehin nicht überlebt. Denn erst nach ihrem Tode könne Trelkovsky die Wohnung beziehen. Zwecks Kautions- und Mietverhandlungen besucht er den Vermieter, der im gleichen Haus wohnt und merkt schnell, dass hier alle etwas komisch sind.

Haben sie Simone Choule zu ihrem Selbstmord getrieben?

Bei diesem Film blieb’ ich hängen, weil er direkt nach Harald Schmitt kam und mit einem “Dieser Film ist nicht geeignet für Zuschauer unter 18 Jahren!”-Trailer angekündigt wurde. Gleich danach kam der Name des Regisseurs – Roman Polanski – sowie eine One Take Kamerafahrt durch den Innenhof eines pariser Altbaus. Die Cinematografie fesselte mich sogleich. Die Farben waren kaum wahrnehmbares Grau/Braun, es ab viel Tiefenunschärfe zu bestaunen und irgendwie fragt man sich, wie man so eine Szene eigentlich aus einem Take dreht. Die Stimmung war jedenfalls düster und trotzdem einladend. “Der Mieter” stellt sich dann also als fast waschechter Horrofilm heraus. Nur “fast”, da Roman Polanski sich gleichermaßen auch an anderen Genres wie z. B. dem Thriller bediente, aber der Horror nie wirklich aufhört.

Es entsteht auch direkt eine tolle Atmosphäre die mit der Zeit wirklich etwas unheimlich wird. Spätestens wenn Trelkovsky im Fenster gegenüber (Die Gemeinschaftstoilette) jeden Abend Menschen stehen sieht, die sich scheinbar stundenlang nicht bewegen und an eine Stelle an der Wand starren, wird es fast ein wenig gruselig und man fragt sich, welche Geheimnisse die Nachbarn Trelkovskys so zu bieten haben. Das geht eine ganze Weile so weiter – der Film geht immerhin 125 Minuten – und ändert sich leider fast zu abrupt mit der Wandlung Trelkovskys, der langsam dem Wahnsinn verfällt. Hier wird man als Zuschauer meiner Meinung nach etwas zu allein gelassen. Wirkliche Antworten gibt es keine und man darf sich den Schluss auch noch zusammen reimen. Das ist manchmal toll in diesem Falle störte es mich aber ein wenig. Durch etwas Recherche im Internet kommt dann auch tatsächlich etwas Licht in’s Dunkel, aber so wirklich zufrieden war ich dann auch nicht.

Immerhin kann ich aber die Leistung sehen, die Polanski da vollbrachte. Immerhin fesselte er mich min. 100 Minuten vor den Fernseher und erzeugte eine wirklich tolle Atmosphäre. Etwas schockiert war ich dann, als ich bei meinen Recherchen zu dem Film feststellen musste, dass Roman Polanski selbst die Hauptrolle spielte. Diese war nämlich überaus genial. Der schüchterne Trelkovsky wird hier scheinbar mühelos und vielschichtig von Polanski dargestellt, dass es eine wahre Freude ist. Ein bisschen Komik hier, etwas Schüchternheit da und gen Ende viel Wahnsinn. Klasse.

<SPOILER>
Beste Stelle: Als eine Nachbarin freudig Trelkovsky mitteilt, dass sie nun auszieht und als Abschiedsgeschenk den fiesen Nachbarn (Sie wurde anscheinend auch terrorisiert) “vor die Tür gekackt hat”.
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