Unleashed

Unleashed | Louis Leterrier , Luc Besson
aka danny the dog aka entfesselt

Danny (Jet Li) lebt nun schon seit Jahren bei seinem “Onkel” (Bob Hoskins, aka Super Mario). Dieser füttert ihn und zieht in groß. Allerdings nicht mit Liebe und Zuneigung zu einem menschlichen Wesen, sondern vielmehr mit Prügel und ohne Liebe zu einer Art… Hund. Danny ist nichts weiter als eine Kampfmaschine. Kein lesen, kein Schreiben, keine Liebe war ihm gegönnt und so kennt er und macht nichts anderes, als für seinen Onkel zu töten. Als dieser sich mit den falschen anlegt und diese sich dann rächen, kommt es zu einem folgeschweren Unfall, bei dem Danny flüchtet. Er dachte sein Onkel ist tot. Er flüchtet in ein neues Leben und lernt durch Zufall den Klavierlehrer Sam (Morgan Freeman) und dessen Adoptivtochter (Ka mehr, wer das war. War eh hässlich) kennen. Ein neues Leben beginnt für ihn.


(Links: Brutal. Danny ist eine Kampfmaschine. | Rechts: Morgan Freeman sieht etwas aus wie Darth Vader.)

Hier haben wir es mal nicht mit einem der typischen Jet Li Filme zu tun. Jet Li ist dieses mal kein Wong Fei-Hung, kein Superpolizist oder sonst irgendein Held. Jet Li ist Danny die hundeähnliche Kampfmaschine, die stets dann aktiv wird, wenn man ihm das Halsband abnimmt. In einem Loch eingesperrt wurde er groß und sah die Welt draußen nur, wenn sein Boss mal wieder Schuldner besuchte und diese zusammenprügeln ließ. Das ganze erinnert ein wenig an Kaspar Hauser, nur das Danny immerhin ETWAS Zuneigung bekam und dick kämpfen konnte. Kaspar Hauser dagegen war ja einfach nur noch ein seelischer Krüppel und konnte nichtmal Martial Arts. Wie langweilig.

So kommt es dann irgendwann dazu, das Danny abhaut und Morgan Freeman kennenlernt. Hier kann der Film dann auch tatsächlich seine “Stärke” ausspielen. Die Dramatik. Die menschlichen Hintergründe und Beziehungen. Die Szenen um Morgan Freeman, seiner Adoptivtochter und Danny beim Einkaufen oder Boot fahren (Siehe Screenshot) sind teils herzerweichend und gut in Szene gesetzt. Anfangs ängstlich, verhält sich Danny nach und nach immer menschlicher, lernt Melonen kennen (Nein, richtige Melonen. Keine Titten. Die Adoptivtochter hat eh nur kleine Titten) und damit auch die Welt da draußen. Die Welt, die er jahrelang vorenthalten bekam. Ein wenig oberflächig zwar aber mit viel Charme kommen eben diese normalen Szenen daher.


(Links: Bob Hoskins kann als Gangster und Bösewicht nicht ganz so sehr überzeugen | Rechts: Die besten Szenen des Films: Danny lernt die Welt da draußen kennen.)

Im Kontrast dazu steht natürlich die Welt des Onkels, der ein widerwärtiger Gangster ist, der von Läden Schutzgeld erpresst. Die Fights, die Danny austrägt, stehen in starkem Kontrast zu den sanfteren Momenten des Films und… wollen gar nicht so recht da rein passen. Sicher muss es gezeigt werden. Sicher muss man Zeit genug haben Dannys Welt kennen- und hassen zu lernen, aber durch die Art der Aufnahmen und des Soundtracks kommen sie etwas rüber, wie aus einem anderen Film. Und zwar einem Film namens “Random Jet Li Franzosencrap mit viel Martial Arts und Hip Hop, damit auch viele dumme Kinder reingehen und denken, sie wären cool. Teil 3″. Das ist irgendwie schade, denn die Fights ansich sind relativ gut von HK Filmveteran Yuen Woo-Ping in Szene gesetzt. Aber leider werden sie zu exzessiv gezeigt und es dürfte schwer werden ein Publikum dafür zu finden. Jet Li Fans langweilen sich bei den ruhigen Momenten und Drama Fans schauen entsetzt bei den Fights weg. Und Fans beider Genre, die wundern sich dann nur, warum die Mischung nicht so recht passt.

Aber alles in allem einer der (viel) besseren Non-HK Jet Li Filme und definitiv sehenswert. Aber auf DVD muss ich ihn nun nicht haben.

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Abschied in der Nacht / Das alte Gewehr

Abschied in der Nacht / Das alte Gewehr
(le vieux fusil | frankreich 1975 | robert enrico | dvd: new entertainment world)

Frankreich 1944. Die Deutschen müssen immer mehr Angriffe von Partisanen über sich ergehen lassen. Sie rächen sich an der französischen Zivilbevölkerung. Arzt Julien (Philippe Noiret) will seine Familie aus den Wirren des Krieges heraushalten und versteckt seine Frau (Romy Schneider) und Tochter auf einem Landgut. Als er sie Tage später besuchen will, sind alle tot. Die Frau vergewaltigt und verbrannt, die Tochter erschossen. Statt vor den Deutschen zu fliehen, beginnt Julien einen bitteren Rachefeldzug.

Von den Geschwadern selbsternannter “Antikriegsfilme”, die sich über die letzten paar Jahrzehnte angesammelt haben, können nur die wenigsten von sich behaupten, auf das zivile Schicksal einzugehen. Robert Enricos preisgekröntes Drama Abschied in der Nacht ist eine der Ausnahmen; gleichzeitig bleibt der Krieg selbst hier nicht mehr als finsterer Schatten am Horizont, welcher plötzlich hervorstößt, Zerstörung und Leid hinterlässt, und sich dann wieder zurückzieht. Ein Rahmen, der letztlich austauschbar ist und lediglich die Taten Juliens in einen nachvollziehbaren Kontext setzt. Juliens Rache ist nicht die Rache eines Wahnsinnigen, nichtmal die Rache eines Trauernden, sondern die eines Mannes, dem in einem Moment alles gleichgültig geworden ist. Mit kaltblütiger, methodischer Präzision schneidet er den Deutschen den Fluchtweg ab, tötet sie einen nach dem anderen. Sein eigenes Wohlergehen spielt dabei keine Rolle mehr. Enrico stellt beinahe jeder Mordszene ein Flashback gegenüber, in dem sich Julien an seine Familie erinnert. Aus heutiger Sicht könnte man das für eine billige Methode zum emotionalen Spannungsaufbau halten. Doch vielmehr nutzt Enrico die Flashbacks zur Vertiefung der Beziehung zwischen Julien und seiner Frau – die gar nicht so simpel ist, wie man es vielleicht annehmen könnte.

Noirets schauspielerische Leistung in Abschied in der Nacht wird nicht zu unrecht bis heute vom französischen Kinopublikum als legendär angesehen. Er ist kein strahlender, schöner Held. Er könnte mein Nachbar sein. Zu keinem Zeitpunkt lässt sich Noiret dazu verleiten, der in seinem Charakter aufgestauten Wut und Trauer durch theatralische Gestik Luft zu machen. Romy Schneider kann angesichts derartiger Leinwandpräsenz nicht mehr sein als hübsches Beiwerk. Die deutschen Soldaten bewegen sich dafür oft an der Grenze zur Karikaturisierung, vielleicht gerade deswegen, weil Enrico sie (mit dem wohlmeinenden Anspruch auf Authentizität) mit deutschsprachigen Schauspielern besetzte – so zumindest mein Eindruck. Da ich aber im zweiten Weltkrieg leider nicht dabei war, kann ich nicht genau sagen, inwiefern ihre Darstellung der Realität entspricht.

Mal davon abgesehen ist Abschied in der Nacht einer der eindringlichsten und berührendsten Rachefilme, die ich je gesehen habe, mit einem großartigen Philippe Noiret und wunderschöner Musik. Aber Vorsicht: Stellt euch nach dem Schauen darauf ein, den Rest des Tages deprimiert zu sein.

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Nicky Boum

n i c k y b o u m | m i c r o i d s | a m i g a 1 9 9 2

Die Geschichte zu Nicky Boum sieht irgendwie so aus: Die böse böse Zauberin Zoldrane (geiler Name) hat Nickys Opa entführt und verflucht. Warum auch immer. Damit Nicky es nicht zu einfach hat, bei seiner Rettung hat sie auch gleich mal die gesamte Belegschaft des Fantasyreichs mit verwandelt. Schnecken, Frösche, Aliens. Alles ist vertreten und soll Nicky nun davon abhalten, seinen Opa, den er wahrscheinlich eh nur einmal im Jahr besuchte, zu retten.


(Links: Die Grafik ist recht detailed und bunt | Rechts: Auch dicke Zwischengegner gibt es.)

Nicky Boum ist ein gar knuffiger Platformer. Gerade diese Knuffigkeit könnte die meisten davon abhalten, Nicky Boum mal Probe zu spielen. Denn schnell merkt man, das sich die Devs tatsächlich Gedanken gemacht haben. Als erstes fiel mir auf, das Nicky ein richtiges fettes Arschlochkind ist. Also kein junger sexy Knabe, wie ich – nein – er ist ein fettes Stück. Trotz seiner vermutlich 80 Kilo (Und das als Kleinkind) ist Nicky aber ganz schön flott unterwegs. Geschmeidig wie eine Raubkatze preschen wir mit ihm durch die Level, Sprünge meistert er gewissenhaft und er kann zudem mit Apfelgriebschen um sich werfen (für das Wort “Apfelgriebsch” in eurer Sprache, schaut mal bitte hier).

Fett und beweglich? Klar, das ich an Sammo Hung denken muss.

Kurzum: Die Steuerung via Joystick / Gamepad klappt einfach hervorragend.

Da man in einem Jump’n'Run nunmal überwiegend springt und rennt, ist die gute Steuerung natürlich ein absolutes Muss. Erst recht im Hinblick auf die späteren Levels, die nämlich ziemlich schwer werden. Vom ersten Stage ist man fast enttäuscht, da es ziemlich einfach ist und die Gegner kaum eine Chance gegen einen haben, aber schon bald merkt man, das der Schwierigkeitsgrad langsam ansteigt. Das ist gut gegen Langeweile und zieht die Spielzeit etwas hinaus. Was nicht heißen soll, das die Levels kurz wären. Ganz im Gegenteil. Sie sind einfach riesengroß und bieten MASSIG Geheimgänge, bzw. -verstecke und Boni. Auch sind einfach viele Puzzles verteilt, so das ein Durchrushen, wie in einem Sonicgame, nicht drin ist. Hier muss überlegt werden, welcher Schalter nun welches Tor öffnet, welche Wand einen Geheimgang bieten könnte, welche Bombe wo eingesetzt werden will und vor allem, wo der verdammte Schlüssel für die Tür da rechts unten im Level ist.


(Links: Die späteren Levels werden dann doch recht.. schwer. | Rechts: Geile Backgrounds?!)

Man hat also einiges zu tun in den Levels und in späteren Levels spürt man dann die Gegner noch dazu. Die fangen nämlich einfach an zu schießen und das nicht zu knapp. Ein Ausweichen ist dank der niedrigen Gänge und Katakombenlike Levels nicht immer möglich. Dabei ist das Gamedesign so ausgeklügelt, das es keine Sackgassen gibt und man stets weiter kommt. Auch wenn der Weg nicht ganz so offensichtlich ist und am Schluss nur durch Glück gefunden wird.

Die tolle, detaillierte und bunte Grafik setzt dem ganzen dann das Sahnehäubchen auf, ohne das mir das Spiel nur halb so gut geschmeckt hätte. Die Zwischengegner sind groß, die Bosse noch größer und die Hintergründe sind mit viel Liebe zum Detail gepixelt worden und bieten in jedem zweiten Stage ein anderes Thema. Und das alles auf nur einer Diskette?! Wie sick? Da muss ja auch noch die Musik drauf, die im ersten Augenblick zwar stark an alte Pornofilme erinnert, aber nach mehreren Minuten Aufenthalt in den Levels ihre wahren Qualitäten zeigt: Sie nervt nicht und hat eingängige Melodien. Hooray!

Hat Nicky Boum also auch negative Seiten? Ich finde schon. Manchmal locken einen Geheimgänge einfach in’s Wasser, was mit dem Abgeben eines Bildschirmlebens bestraft wird. Oder wir müssen irgendwo runter jumpen und können nicht nach unten schauen. Da springt man schnell mal in Wasser oder Stacheln. Das suckt, aber spätestens nach dem dritten mal Spielen eines Levels hat man sich die Stellen gemerkt und kommt gut voran.

Imho also ein astreines Jump’n'Run, das zu unrecht nur 60 % in diversen Reviews bekam. Aber damals gab’s halt auch Jump’n'Runs wie Sand am Meer. Da ist es nicht verwunderlich, wenn es zu dem Zeitpunkt noch etwas bessere Games gab.

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