300

300 (USA 2007)

Um 480 v. Chr. stehen die Perser, angeführt von König Xerxes, vor den Toren Griechenlands. Ein persischer Bote bietet König Leonidas von den Spartanern die kampflose und friedliche Ergebung Spartas an. Doch dieser widersetzt sich und ruft so laut “THIS IS SPARTA”, dass der arme Bote sich erschrickt und zufällig in ein Loch fällt. Hihi. Daraufhin zieht Leonidas mit 300 Spartanern los, um die Perser aufzuhalten, obwohl er vom Senat und einem lustigen heiligen Orakel, dass aus hässlichen alten Inzest-Lustmolchen besteht nicht die Erlaubnis zum Krieg eingeholt hat. Verstärkung gibt es keine, die Übermacht der Perser scheint erdrückend, der Kampf aussichtslos…

Nun! Wer in den letzten 6 Monaten nicht völlig hinter dem Mond gelebt hat hat vermutlich auch den oder die Trailer zu 300 gesehen und war hoffentlich ganz entzückt angesichts der visuellen Pracht, die sich einem dort präsentiert. Und tatsächlich ist 300 zunächst einmal ein ganz schönes Fest für die Augen. Ein angemessenes Treatment, das den Flair des Originalcomics von Frank Miller so gut wie möglich einzufangen versucht. Letztendlich ist 300 auch ein unglaublich hohler und wichtigtuerischer Film, aber wer hat da schon etwas anderes erwartet? Nein, das ist nichtmal das Problem, was ich mit diesem Werk habe. Es wurde viel blutige Action versprochen, Sprüche, die angesichts ihrer Klischeehaftigkeit verhaftet werden sollten, glänzende Waschbrettbäuche, die kräftig Arsch treten. Der Traum eines jeden Mannes.

Alles das gibt es in 300 im Überfluss und eigentlich ist es doch super! Ich meine, mein Gott, wann haben wir diesen Grad an konsequent frauenfeindlicher, faschistischer, gewaltverherrlichender Albernheit denn das letzte Mal gesehen? (Ich glaube, damals hieß ihr prominentester Vertreter Chuck Norris.)

Und trotzdem fehlt mir an diesem Film etwas, was ich nur als “Seele” beschreiben kann. Eines dieser Wörter was schlaue Leute gerne in intellektuellen Filmreviews benutzen, aber wo keiner wirklich sagen kann, was es ist. Kann ich auch nicht, aber ich versuche nun zu beschreiben, warum ich von 300 enttäuscht bin. Denn wo man die ersten 10 Minuten noch über die Bilder staunen kann, gewöhnt man sich schon bald an sie und wenn das passiert, verliert der Film mit jeder weiteren Minute an Boden unter den Füßen, pardon, Sandalen. Statt edel wirken die Bilder auf Dauer eher steril, Kampfszenen sind nicht episch, sondern so schwerfällig wie die persischen Kampfnashörner. Das liegt nicht zuletzt an dem völligen Overuse an Zeitlupe. Ich meine, man sagt ja gerne, dass ein John Woo Film zu 50% aus Zeitlupen-Aufnahmen besteht, aber es ist dann ja eher symbolisch gemeint. ABER HIER STIMMT ES VERFICKT NOCHMAL. IN JEDER KAMPFSZENE: ZEITLUPE. DER HALBE GOTTVERFICKTE FILM IST IN ZEITLUPE. HALLO?????????? IRGENDWANN IST AUCH MAL GUT.

So. Hüstel. Diese Zeitlupe ist zwar hin und wieder ganz nett, aber bei diesem Ausmaß raubt sie den eigentlich extrem nice choreographierten Kampfszenen jegliche Dynamik. Sehr, sehr schade.

Tja, und ansonsten gibt’s halt auch sonst nicht mehr viele Gründe, sich diesen Film anzuschauen. Ein paar nice Weiber hier und da, die nicen, bizarren Designs der Perserrüstungen und Monster, aber bei mir kam schon nach 30 Minuten das Gefühl auf, ich hätte schon genug gesehen. Hier wurde bis in die letzte Ecke auf Ästhetik getrimmt, Regisseur Snyder stützt sich zu sehr auf die visuelle Komponente. Die Folge: Übersättigung, gar Langeweile. Der eher unnötige Subplot um Leonidas’ Frau, die zu Hause den Senat zu überzeugen versucht, Verstärkung zu schicken, hilft da auch nicht gerade. Ich fühlte auch nicht wirklich mit den 300 Spartanern mit, da fehlt es einfach an Dialog und Interaktion, die über bloße Sprücheklopferei hinausgeht.

Mit ein wenig Distanz betrachtet ist der Stil des Films natürlich beeindruckend und in gewisser Weise einzigartig – ich würde mich freuen, wenn eines Tages ein Regisseur in dieser Kategorie etwas besseres hervorbringt. 300 hingegen bleibt für mich ein künstliches, lebloses Experiment mit guten Ansätzen – aber kein ernstzunehmender Film. Dafür fehlt hier einfach…naja, der Film. Versteht mich nicht falsch: Ich will kein hochanspruchsvolles Arthouse-Kino. Aber selbst hirnlose Action kann man entweder gut machen, oder schlecht machen. Hier überwiegt leider Letzteres.

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