Super Mario Galaxy
2007 | Nintendo | Wii
Nintendo hat es bisher nicht leicht jedem gerecht zu werden. Sicher.. Wii verkauft sich wie warme Semmeln (derzeit 1,8 Millionen Stück pro Monat) und hat zweifelsohne neue Käufergruppen (Weiber) erschlossen. Die Kritiker jubeln, Therapeuten setzen das Gerät für fette Kinder ein, Mütter gewinnen zu Hause gegen ihre jungen Sprösslinge in einer Runde Tennis und die besoffene Partygemeinde lacht sich Tränen, wenn sich bei “WarioWare” einer mal wieder völlig lächerlich macht. Allerdings gibt es eine Gruppe Menschen, die sich (zu Recht) sehr benachteiligt fühlt. Es sind Menschen, die nicht “mal eben eine Runde” spielen wollen, sondern sich 2 Wochen frei nehmen. Um alle Geheimnisse eines Spiels herauszufinden. Um jede Ecke eines Levels zu erkundschaften. Um den dicksten Boss im härtesten Schwierigkeitsgrad einhändig zu besiegen, während sie mit der zweiten ein Review über das Spiel schreiben (so wie ich jetzt gerade). Das sind Menschen, die gefordert werden wollen. Das sind Menschen, die das angeblich Unschaffbare schaffen. Das sind Hardcoregamer. Sicherlich.. es gab schon das ein oder andere große Spiel auf Wii (Zelda, Metroid, äh..) aber wie man an der Klammer sieht, lassen die sich an einer Hand abzählen. Um das Ganze zu ändern, schickt Nintendo sein stärkstes Zugpferd ins Rennen. Auf dem N64 schon halb angebetet und als das Jump n Run schlechthin betitelt (imo komplett overrated aka es ist crap), möchte der Klempner nach dem allgemein enttäuschenden “Super Mario Sunshine” es auf Wii nochmal wissen und alle davon überzeugen, ihr hart verdientes Geld für ihn auf den Tisch zu legen.
Story
Mario ist zu einem Fest bei Prinzessin Peach’s Schloss eingeladen. Kurz nach seiner Ankunft, bombadiert eine Armee von fliegenden Schiffen (“Super Mario Bros. 3″) die feiernde Gemeinde. Bowser entführt nicht nur Prinzessin Peach, sondern einfach noch ihr ganzes Schloss, dass er mit Hilfe eines Raumschiffs (??) aus der Erde reisst. Oder die Kurzform: Peach wird entführt. Mario macht sich auf, sie zu retten.
Kritik
Tja, das wars mal wieder. Falls jemand Hoffnung hatte, das neue Mario Abenteuer hätte sich in dieser Hinsicht verändert, wird enttäuscht. Nintendo ist anscheinend nicht willig, an der.. im Klartext HURENLANGWEILIGEN, IMMERGLEICHEN Story etwas zu ändern. Es fand also in den letzten 20 Jahren absolut keine Entwicklung statt. Es ist das gleiche wie bei einem neuen Zelda Titel. Lame.
Dennoch muss man Nintendo etwas zu Gute halten: Wenigstens wurde die Story durch ein – im wahrsten Sinne des Wortes – fetziges Intro aufgewertet. Das “wie” (aka Wii ahahaha.. em.. ja -_-) hat sich also schon geändert. Die Grafik und der style des Intros, die Details und die Musik sind schon sehr sexy. Aber das Beste.. das was ich niemals erwartet hätte.. sind die Soundeffekte und der, für ein Mario Spiel doch recht düstere, Unterton. Nintendo hat es ENDLICH mal begriffen und keine billigen Synthiesounds für ihr Spiel benutzt, sondern auf Qualität gesetzt, die sich im Intro mit voller Breitseite entlädt. Man hört die Ketten der Schiffe, Explosionen, schreiende kleine Toads, Feuer,.. naja und wenn dann die fliegende Untertasse einfach die Erde aufreisst also.. naja ich war kurz sprachlos ganz einfach. Mioahahaha!?
Dann beginnt das Spiel und es wird natürlich erstmal einen Gang zurückgeschaltet. Mario befindet sich von nun an auf Rosalina’s Komet Observatorium, dass keine Power mehr hat. Um es mit Energie zu versorgen, benötigt man natürlich Sterne, die in den einzelnen Levels auf Mario warten. Man kennt den Vorgang. Und so läuft, kriecht, springt, fliegt, rennt, ballert, schlittert, schwimmt, schwebt und gleitet Mario seinem Ziel durch etliche Galaxien entgegen, die geliebte Prinzessin wieder in die Arme schliessen zu können. .. Gott geht mir Peach auf den Sack ey. :o Wie auch immer.. die ganze Welt ist natürlich von bösen, wie auch guten Wesen belebt. Vor allem aber von “Lumas”.. kleine, niedliche Bewohner, die sich meistens mit den von uns gesammelten Edelsteinen vollfressen, um uns ein Extraleben zu schenken, um uns die doppelte Menge an Energie zu geben oder um sich auch mal in einen Planeten zu verwandeln (???). Überhaupt ist beim neusten Klempnerabenteuer so ziemlich alles niedlich (nicht kitschig oder beschissen niedlich) und man wird sich dabei erwischen, wie man bei einigen Situationen automatisch lächeln muss. Diesmal bekommt man allerdings sogar die Gelegenheit teilweise selbst in die Rolle der Bewohner zu schlüpfen. Berührt man die speziellen Symbole, die in eingen Levels zum vorankommen von nöten sind, verwandelt sich Mario z.B. flux in eine Biene oder ein Gespenst, mit all ihren jeweiligen Fähigkeiten. Für Abwechslung ist also gesorgt.
Nintendo hat es sich natürlich nicht nehmen lassen, die Wiimote Steuerung zu nutzen. Zum Schlagen schüttelt man den Controller, während man ihn bei anderen Situationen z.B. als frei plazierbares Windrad nutzt, um den, in eine Seifenblase eingeschlossenen, Klempner durch das Level zu pusten. Die Möglichkeiten wirken angenehm unaufgesetzt und wirken nicht verkrampft eingefügt. Überhaupt kann man sich bei der Steuerung fast nicht beschweren. Alles geht recht logisch und einfach von der Hand. Allerdings wäre es toll gewesen, hätte man die Steuerung in bestimmten Momenten anpassen können, da Mario in einigen der Levels Planeten komplett umrundet (also auch mal Kopf steht), die Kamera aber ab und zu dann nicht schwenkbar ist und es so zu Verwirrungen kommt. Es mag richtig sein, dass wenn ich nach vorne drücke, sich meine Figur halt einmal ganz um den Planeten bewegt. Steh ich aber gerade Kopf und will mich nach einer kurzen Pause/Orientierung zum Bild her bewegen, drücke ich meistens nach unten.. was dann die falsche Richtung ist. Klar kann ich auch sagen, ich bin einfach ein dummes Arschloch.. aber tjopes. ~_~ Eine Einstellung im Menu wäre nice gewesen.
Das Zweite was hiermit in direktem Bezug steht, ist die eben schon kurz erwähnte Kamera aka ihre nicht vorhandene Freiheit (eigentlich nicht schlimm, wenn sie dafür immer perfekt plaziert wäre). Es gibt etliche Situationen, in denen es einem vergönnt ist in die first person view zu schalten. Ab und an darf man sie aber noch nicht mal drehen. Wäre das wenigstens immer levelbedingt, würd ich ja gar nicht meckern. So aber stehe ich auf einer, sich vor und zurück bewegenden, Wolke, möchte mich umsehen und plötzlich geht das Spiel aus der first person view raus, weil es halt keinen Bock mehr drauf hat oder so. wtf!?
Vor allem sehr schade, denn von dieser Grafik möchte man sich teilweise gar nicht satt sehen. Ja, es ist die neue Referenz bei Wii Titeln. Ja, die visuelle Aufmachung ist ziemlich bunt. Aber sie ist passend, detailreich, beeindruckend, FLÜSSIG (und damit meine ich nicht zu erschütternde 60fps) und bietet eine optimale Mischung aus Zeichentrick und Weltraum. Die Animationen und Optik der Gegner, Blumen, Hintergrundfiguren, Wasser und natürlich Mario selbst, sind absolut hervorragend. Ein weiteres, hoffentlich über internationale Reviews bei Nintendo ankommendes Lob, verdient die Musik. Nintendo erwähnte in den Vorgesprächen um Wii immer wieder, dass sie sich von der günstigen Herstellung ihrer Produkte entfernen wollen und etwas Nobles schaffen möchten. Anscheinend gilt dies jetzt auch für ihre Spiele, denn alle Musikstücke von “Super Mario Galaxy” wurden von einem Orchester eingespielt und werten das Abenteuer enorm auf. Über klassische Themes oder neue Tracks, bis zur tongewaltigen Untermalung des Intros oder diverser cutscenes, ist der akustische Level (wie auch bei den bereits erwähnten Soundeffekten) äussert hoch und passt sich dem Geschehen interaktiv an.
Allerdings gibt es natürlich auch Dinge zu bemängeln. Man merkt einfach, dass sich Nintendo nicht wirklich traut etwas Neues auf die Beine zu stellen. Ist die Story mal wieder die gleiche, wurde sie wenigstens ansprechend verpackt. JA UND DANN?? Nix dann. Das wars. Intro, fertig. Bis zum Schluss sieht man fast nichts mehr cutscenemäßig, was einen noch von den Socken hauen könnte. Das Highlight ist das erste Aufeinandertreffen mit Bowser, dass kurz aber genial inszeniert wurde. Mehr gibt es danach in dieser Form nicht wirklich mehr zu sehen. Enttäuschend eigentlich, wenn man bedenkt, dass Fans aus aller Welt, per flash, in Form von Filmen, aus den alten Super Mario Bros. Spielen, mehr Komik, Anspielungen, Tragik, Dramaturgie.. halt einfach Story herausholen, als Nintendo das in all den Jahren seit seiner Gründung geschafft hat. (z.B. Rise Of The Mushroom Kingdom). Es hätte so viel bedeutender sein können.
Das Zweite ist die besagte Herausforderung für Zocker. Ehrlich Meinung? Ok.. ich spielte ca. 10 Stunden, hab 60 Sterne und kann das Spiel beenden.
- Gestorben anhand der verwirrenden Kamera bzw. Steuerung? Ca. 20x
- Gestorben anhand eines Gegners/Endgegners? 2x
- Game Over? Nie.
Allein schon, dass man mit der Hälfte der zu erwebenden Sterne schon das Ende sehen kann, ist in meinen Augen bescheuert. Sicherlich kann es Dinge geben, die man zusätzlich erleben will. Aber nach 50% den Abspann sehen zu können, ist.. naja bescheuert eben! Schwer ist das Spiel sowieso nicht. Stirbt man, fängt man nicht wieder ganz am Anfang des Levels an (was ja heutzutage eventuell auch zu frustrierend wäre), sondern in dem Abschnitt in dem man das Zeitliche segnete. Der Abschnitt selbst solllte dann aber mit einem einzigen weiteren Leben locker zu schaffen sein. Es gibt so gut wie keine wirklich superknifflige Stelle, die einen nicht in Ruhe lässt, bevor man sie nicht gemeister hat. Über die Endgegner will ich nicht wirklich reden. Aka eigentlich doch, denn es gibt viele und unter anderem auch etliche Zwischengegner. Sie sehen alle super super nice aus, die Ideen wurden gut umgesetzt und bieten viel Spaß aber.. sie sind halt alle leider viel zu einfach zur Strecke zu bringen. Selbst kurz vor Schluss, als mir ein kleiner Roboter vor einer Galaxie sagte, dass es von nun an schwerer werden würde.. er log. Er log mir rotzfrech ins Gesicht! Bastard. :o
Fazit
Was ist jetzt “Super Mario Galaxy” also? Ist es der Messias, von dem alle sprachen? Ist es das Jump n Run, auf das die Welt gewartet hat? Ja, das ist es.. wenn auch in leicht ernüchternder Version. Es ist auf jeden Fall das beste Spiel der Wii bisher. Es ist auch eines der besten 3D Jump n Runs überhaupt, mit viel Innovationen, geiler Grafik, bombastischer Musik und Sound, sowie einer nicen Aufmachung. Und das Wichtigste: Es macht Spaß. Soviel, dass man nicht aufhören will, wenn man damit begonnen hat. Soviel, dass man morgens aufsteht und noch bevor man aufs Klo geht, erstmal das Spiel startet. Soviel, dass man vergisst, dass es schon 19 Uhr ist und die Freunde klingeln um Dich abzuholen, man aber noch in Unterhosen da hockt, weil man die Zeit einfach vergaß. ~_~
Das episch anmutende Intro flacht allerdings durch zu wenig erzählerische Momente ab, die Steuerung weisst einige, nicht obligatorische Schwächen auf und Profis werden innerhalb zwei lang gespielter Tage alles erlebt haben. Trotzdem darf man erwartungsvoll dafür Geld ausgeben.. man wird nicht enttäuscht werden. Bleibt zu hoffen, dass Nintendo sich in Zukunft weiter in diese, definitiv richtige, Richtung bewegt. Eventuell auch gleich zwei Schritte..
kopfnickend eine geiles review gelesen. werde dich hier jetzt öfter besuchen. wirklich aus dem zockerleben geschrieben. hut ab,
dierk