Terranigma

Super Nintendo | Quintet/Enix | 1995 | Action RPG

Terranigma war Quintets letztes Spiel für das SNES und bildet den Abschluss der Soulblazer Trilogie mit seinen Vorgängern Soul Blazer und Illusion of Gaia/Illusion of Time. Die Ära des Super Nintendo neigte sich anno 1995 ihrem Ende zu, die Playstation stand bereits in den Startlöchern. Terrangima sollte noch einmal ein richtiger Kracher zum Weihnachtsgeschäft werden, daher wurde noch einmal kräftig die Werbetrommel gerührt und dem Spiel lag wie schon bei Secret of Mana ein mehrseitiger Spieleberater bei. Bemerkenswert ist außerdem, dass neben Japan nur eine PAL-Version released wurde, die USA gingen diesmal leider leer aus. Der jap. Titel lautet: “天地創造 Tenchi Sōzō, was soviel wie “Erschaffung von Himmel und Erde” bedeutet und genau darum geht es im Prinzip auch:

Ihr schlüpft in die Rolle von Ark, einem jungen Unruhestifter aus dem Dorf Krysta, angesiedelt in der Unterwelt und somit abgeschottet von jeglicher Zivilisation. Eines Tages bricht Ark ein uraltes Siegel, indem er eine verbotene Tür öffnet und sich an der dahinter befindlichen Zauberkiste zu schaffen macht. Damit befreit man das Zauberwesen Fluffy, dass in der Kiste auf seine Befreiung wartete. Dummerweise wird dadurch aber ein Fluch ausgelöst, der sämtliche Dorfbewohner zu Eis erstarren lässt. Um eure Leute aus der Froststarre zu befreien, gilt es die Prüfung der fünf Türme zu bestehen, wobei damit auch jeweils ein Kontinent der Oberwelt aus dem Meer emporsteigt. Die Oberwelt und die Unterwelt scheinen also direkt miteinander verbunden zu sein, wobei sich im Laufe der Zeit herausstellt, dass beide Welten den alten Kampf Gut gegen Böse wiederspiegeln. Terranigma spielt in unserer Welt und so bereist man auf seinem Abenteuer zahlreiche Städte die realen Vorbildern entsprechen wie unter anderem. Lhasa, Shanghai, Tokio, oder Chicago, wobei diese oft geänderte Namen haben (aus Stockholm wurde zB. Storkholm). Anfangs seid ihr noch zu Fuß unterwegs, im späteren Verlauf des Spiels bekommt ihr ein Schiff und gegen Ende sogar ein Flugzeug, um euch schneller fortzubewegen, was Snes-typisch per Mode7 umgesetzt wurde und auch heute noch ganz nett aussieht.

Das Gameplay ist relativ simpel gehalten. Als einzige Waffe benutzt Ark verschiedene Speere, von denen manche bestimmte Attribute haben, so kann einer zB. große Felsbrocken zertrümmern damit ihr weiterkommt, andere sind gegen bestimmte Monster besonders effektiv usw. Als Rüstung steht euch ein Brustpanzer in diversen Ausführungen zur Verfügung, wobei es auch hier wie bei den Speeren verschiedene Attribute gibt, die sich aber insgesamt nicht gravierend aufs Gameplay auswirken. Interessanter ist da schon das Movearsenal eures Hauptcharakters. Ihr könnt mit eurer Waffe nicht nur einfach zuschlagen, sondern beherrscht auch Attacken aus dem Sprinten und aus dem Sprung heraus, oder ihr lasst den Speer schnell herumwirbeln und könnt so besser kleine Gegner erwischen. Diese Moves sind schnell erlernt und das kämpfen macht damit auch richtig Spass. Natürlich dürft ihr auch ein bisschen zaubern,die Betonung liegt hier leider auf ein bisschen. Ihr findet unterwegs blaue Kristalle, die dazu verwendet werden, um euch in den Shops Ringe zu kaufen, mit denen ihr dann zaubern dürft. Diese könnt ihr aber jeweils nur einmal verwenden, dann heißt es nachkaufen. Im Endeffekt sind die Zauber auch praktisch überflüssig, ich habe zwar fleißig die Kristalle gesammelt, wollte sie mir aber dann für den Endgegner aufsparen und habe sie dann schlussendlich gar nicht gebraucht. Hier wäre also durchaus mehr drin gewesen, auch wenn Terranigma “nur” ein Action RPG ist. Um euch den ganzen Kram auch leisten zu können, heißt es wie immer fleißig Monster verkloppen, welche in den unterschiedlichsten Formen und Farben auftauchen. Vom schnöden Ritter bis zum fiesen Cyborg, über diverse Schleimmonster und sogar Zombies ist hier alles vertreten. Die Dungeons sind in ihrer Gestaltung abwechslungsreich, allerdings wird sich an den Rätseln kaum jemand die Zähne ausbeißen. Mal hier ein paar Schalter umlegen oder eine Fackel entzünden, manchmal gibt es auch ein paar Zahlenknobeleien, wobei ihr natürlich stets Hinweise findet, wie diese zu lösen sind. Insgesamt ist es aber okay, schließlich reden wir hier nicht von einem Adventure oä. Erwähnenswert wäre noch, dass ihr durch eure Entscheidungen im Spiel Städten bei der Entwicklung helfen könnt, sodass aus einem kleinen Dörfchen bei eurem nächsten Besuch vielleicht schon eine prächtige Metropole (mit besseren Einkaufsmöglichkeiten) erblüht. Ein nettes Feature, mit dem ich mich aber ehrlich gesagt nicht näher beschäftigt habe und dass auch keinerlei Auswirkung auf die Story oder das Gameplay hat.

Wo Terranigma aber wirklich punkten kann, ist die Präsentation. Die Grafik gehört mit zum Besten, was ich auf dem Super Nintendo gesehen habe und schafft für sich allein schon eine Menge Atmosphäre. Egal ob es um Menschen, Tiere, Monster oder die Hintergründe geht, man merkt einfach dass hier wurde viel Liebe ins Detail gesteckt wurde. Die Farbpalette ist gut ausgewogen, mit kräftigen Farben, die aber insgesamt nie zu sehr herausstechen, angereichert mit geschickten Spielereien von Licht und Schatten. Besonderes Augenmerk wurde hier auf die Gestaltung der Endgegner gelegt, die oft wirklich bombastisch aussehen und das bei einem über 15 Jahre alten Spiel. 16-Bit at it’s best. Auch akustisch zeigt sich das Modul von seiner besten Seite, egal ob man gerade durch die Overworld streift, Monster bekämpft, oder es um dramatische Zwischensequenzen geht, die Komponisten vergreifen sich nie im Ton. Teilweise ist die Musik auch richtig gruselig und zwar im positiven Sinne und man ist oft fasziniert welche Sounds dem guten alten Snes hier noch abgetrotzt werden konnten (hört euch mal das “Tunnel Inside the Sun” Theme an).

Insgesamt ist Terranigma irgendwie ein zweischneidiges Schwert für mich. Das Kampfsystem hätte sicher noch mehr Tiefe vertragen können, mit mehr Waffen und einem komplexeren Zaubersystem. Grundsätzlich wird es aber nie langweilig und dank der Vielzahl an Moves wird man gut bei der Stange gehalten. Die Story ist etwas konfus aber stets spannend , mit einer Menge unerwarteter Wendungen und manchmal ist nicht gleich klar, wer nun Freund und wer Feind ist. Über viele der Hauptcharaktere erfährt man aber leider auch nichts näheres und manche sieht man im späteren Verlauf des Spiels nie wieder. Die tolle Grafik und der geniale Sound schaffen es aber diese Mankos zu überstrahlen und am Ende ist man direkt enttäuscht dass es schon so schnell vorbei war. Terranigma kann sich vielleicht nicht mit Genretitanen wie Zelda oder Secret of Mana messen, ist aber für sich gesehen doch ein kleines Juwel am Snes, wenn man sich auf seine Eigenheiten einlassen kann. Wer es noch nicht gespielt hat, sollte es sich zumindest einmal ansehen.