M-Project – No Alternative

M-Project – No Alternative (2010)
Erschienen bei GUHROOVY (DQC-527)

Japan ist, was die Musikproduktion angeht, Mitte der 90er Jahre stehengeblieben und weigert sich seitdem erfolgreich, auch nur den kleinsten Schritt nach vorne zu machen. Man bekommt den Eindruck, irgendwer ganz oben hätte das so entschieden, und wie die konservativen Japaner halt so sind, dachten die sich wahrscheinlich “Ach joah, das kann eigentlich alles garnicht so schlecht sein. Schuster, bleib bei deinen Leisten heißt doch das Sprichwort, gell? UND ALLES, WAS NICHT JAPANISCH IST, RAUS!”. Anders kann man sich den neuesten Longplayer von M-Project nicht erklären.

Stellt euch vor, ihr seid zurück in, sagen wir mal, 1995, und ihr tragt verdammt hässliche Klamotten. Also wirklich das absolut Hinterste, was ihr noch in eurem Kleiderschrank gefunden habt. Gepunktete Leggins und so. Unterste Kanone. Der Rave wird im Moment von findigen Produzenten ausgeschlachtet und erlebt – vor allem in Deutschland – in populären Kreisen seine Renaissance, die Holländer basteln fleißig an ihren Anthems, während die Engländer den Acid noch nicht ganz verdaut haben. Und alles ist irgendwie echt geil. Nur die Musik nicht.

Seit knapp 10 Jahren finden die Japaner diesen peinlichen Abschnitt der Musikgeschichte wahnsinnig interessant und tun alles, um ihn nicht in der Versenkung verschwinden zu lassen. Während alle Welt mittlerweile im Post-Punk, Lo-Fi Indie oder Psychedelic Rock angekommen ist und einen revolutionären Sound nach dem anderen raushaut, produzieren unsere kleinen Freunde mit den kurzen Nasen seit 10 Jahren Musik, die gute 15 Jahre alt ist. Entspannt im 4/4-Takt bei betonfesten 160-180 BPM. Aber die LDP war ja auch fast 50 Jahre an der Macht. Das färbt bestimmt ab.

Bezeichnenderweise heißt der Opener von No Alternative “The Future Is Now”. Ob das nun knallhart kalkulierte Satire oder tatsächlich ernst gemeint ist, kann ich nicht so genau sagen. Wahrscheinlich ein bisschen von beidem. Die Platte braucht ganze 44 Sekunden um von einem Intro-Breakbeat in das gewohnte oder lang vergessene Unfz Unfz Unfz Unfz umzuschalten und gibt dieses bis zum letzten Track auch nicht mehr aus der Hand. Ein paar Claps und zwei Hoover-Spuren später ist man auch schon tief drin.

Und jetzt kommen die zwei Worte, die mich mindestens fünf vier Freundschaften kosten werden: Ich mag’s. Nein, jetzt echt. Ich konnte mir das Lachen und das lauthalse “IS DES GEIL!” beim Hören der Previews nicht verkneifen. Ich hab wirklich ganz mächtig Spaß an diesem Scheiss. No Alternative ist das Äquivalent zu den Mega Hits-Samplern der 90er Jahre, die HartzIV-lern auch heute noch feuchte Träume bescheren und ich fahr da voll drauf ab. Ich würde nie offen zugeben, dass ich No Alternative allen Ernstes hören würde, aber genau wie die Sachen von DJ Sharpnel hat es diesen unmißverständlichen und unverkennbaren Fun-/Trashcharakter, dem ich mich nicht entziehen kann. Ja, es ist oberflächlich. Ja, die Melodien hat man alle mit Sicherheit in der Mischung schonmal irgendwo gehört und nein, ich werde mich hier nicht in irgendwelchen Beschreibungen von Beat- oder Samplestrukturen ergehen, weil es im Grunde keine gibt. Es klingt alles gleich schlecht und hat man das Album einmal durch, gibt es null Anreiz, sich das Zeug nochmal reinzuziehen. Es sei denn, man ist WIRKLICH hackenstramm. Es ist die nüchternste und einfachste Form von Partymusik, die man überhaupt produzieren kann. Es steckt keinerlei Anstrengung in diesen Stücken. Nichts, was irgendwie charakteristischen Wiedererkennungswert hätte. Austauschbar. Eben Happy Hardcore in Reinform. Was soll ich dazu noch mehr sagen?

Wer neugierig geworden ist (und nebenbei nicht ganz astrein im Kopf): Some Crappy Uploads hat das Teil als Download. Alle anderen machen zukünftig einen weiten Bogen um mich. Ich überlege ernsthaft mir diesen Shit zu kaufen. Kann mich bitte jemand davon abhalten?

Gibt’s zu kaufen bei: J-Core
Gibt’s zum Vorhören bei: Youtube

Für: Partys, auf denen man rausgeschmissen wird.

Gegen: Freunde.

Aya Hirano – White Album Character Song 1

Aya Hirano – White Album Character Song 1
King Records KICM-3188 / 01.April.09

Ich war ja schon immer ein Freund von netten Opening Songs. Da gibt’s zwar sehr viel, dass einfach randomly von der Stange kommt, aber wenigstens sind dann sogar diese zumindest mittelmäßig und man kriegt selten totalen Mist. Gerade im Visual Novel und Anime Bereich ist es ja zu 99% dann irgendein J-Pop Song und damit ist dann gut, wenn man nicht gerade die totale Offenbarung erwartet.

Eines der ersten, welches mir dann Überhaupt in Erinnerung geblieben ist, dürfte dabei White Album sein. Das Opening vom gleichnamigen Game aus dem Jahre 1998. Ich hab es zwar nie gespielt aber der Song war halt cool. Mag auch dran liegen dass Leaf und Aquaplus ihre Songs auch einfach mit lauter Collections ausgeschlachtet haben, aber ansich stört mich das nichtmals weil die meisten sich netterweise über dem besagten Durchschnitt befinden.

Tjopes, nun sind 11 Jahre seit dem White Album vergangen. Leaf hat seit 2006 nur ein einziges Game (wenn auch mit großen Erfolg) raus gebracht und sich im Zuge dessen wohl gedacht, dass man mal wieder alten Crap ausgräbt und noch etwas ausschlachtet. Das fing letztes oder vorletztes Jahr an mit ein paar neuen OSTs zu den ganz frühen Games und hat gerade seinen Höhepunkt mit der Anime-Verfilmung von White Album. Gefällt mir ja persönlich nicht wirklich, der Anime, aka ich hab mir auch nur die erste Folge gegeben und hatte dann keine Lust mehr, aber gut, zwingt einen ja auch niemand das zu gucken. Opening und Ending wurden da ebenfalls ausgetauscht mit ganz neuen Songs, da ging der Wiedererkennungswert also eh gegen Null. Zum Glück, bzw. heutzutage ist das ja normal, wurden aber auch ein paar Character Songs als Maxi Single angekündigt, wo man die armen Synchronsprecher einfach mal zum Singen verdonnert.

So erschien also nun die erste dieser Singles mit 2 Songs von Aya Hirano, die in den letzten Jahren aus dem Nichts kommend ihre Stimme einer ganzen Menge Anime und Games geliehen hat. Eigentlich war es gar nicht so einfach den Namen zu vermeiden, wenn man sich ein wenig mit der Materie auseinandersetzt. Tjo, Player gestartet und mal geguckt, was für Songs da drauf sind, da die CD einfach nur „White Album Character Song 1“ heißt und so gesehen nix aussagt. Schon die ersten Takte verraten dem Kenner allerdings gleich: „Huch, das ist ja ein Remake vom alten Opening!“. Sehr nice. Oder auch nicht? Mit Remakes ist dass ja öfters mal so eine Sache.

An und für sich gefällt der Song zwar auf jedenfall, er ist allerdings auch 1:1 wie das Original. Ich glaube sie haben einfach ein Midi File genommen und andere Instrumente ausgesucht. Dazu dann die Aya aufgenommen und fertig. Die Innovation geht also eher gegen 0, wenn man mal von winzigen Änderungen absieht, die erst Auffallen wenn man es mit dem Original von 1998 vergleicht. Tatsächlich kann man beide Songs gleichzeitig abspielen und sie passen perfekt ineinander. Gesang, Geschwindigkeit, alles kein Thema. Könnt ihr mal mit Audacity oder so probieren.

Positiv ist immerhin, dass der Klang nun weitaus Zeitgemäßer und „frischer“ ist. So hört sich das Original wirklich recht dumpf an, wenn man beides hintereinander hört. Dies wiederum liegt vor allem daran, dass es anders abgemischt worden ist und nun mehr Stereobreite und Höhen enthält. Selbstverständlich ist es auch lauter und stärker Komprimiert, Loudness Race sei dank, aber das ist alles noch im Rahmen und so sehen wir mal darüber hinweg, da gibt’s viel schlimmeres. ~_~

Zum zweiten Song, den kannte ich bisher garnicht. Entweder ist der neu oder ich hab den damals verpasst. Ich nehme mal an, er ist neu ~_?. Ebenfalls von Aya Hirano gesungen ist das hier vielmehr eine Upbeat-Nummer, die sich irgendwie recht 80s anhört(?) und sich somit ganz gut von normalen, random J-Pop Songs / Openings abhebt. Das gibt freilich einen Pluspunkt, womit die CD aber auch schon durchgehört ist. Als Bonus gibt’s wie üblich noch beide Songs ohne Vocals, aber da tut sich ja nicht viel.

Insgesamt also ganz nice. Zeitgemäßes Remake von „White Album“ wenn auch ohne irgendwelche Änderungen und noch nen Extra Song dabei, warum auch nicht. ~_°?

Pen Pen Pen Pen Trans(en)pen