Quake III Arena

Quake III Arena – Dreamcast – Id Software/Raster Software (2000)

Warum kauft man sich ein Spiel für eine Konsole, dessen PC Version man schon besitzt? Aus Sammelleidenschaft? Weil man auf ein paar Features scharf ist die es nur in der Dreamcast Version gibt? Auf mich treffen diese Begründungen zumindest zu. Darum fällt es mir gerade etwas schwer das Ding vernünftig zu bewerten, da ich die PC Version seit dem Erscheinen 1999 intensiv gespielt habe und zwar ehrgeiziger und exzessiver als der gewöhnliche Normalozocker. Wenn man sich mit diesem Background an die Dreamcast Umsetzung wagt, ist man schnell versucht das Game schlecht zu machen was es auf keinen Fall verdient hat. Denn Quake III für Dreamcast ist ein durchaus gelungener Port wenn man über ein paar Kleinigkeiten hinwegsieht.

Aber erstmal der Reihe nach. Quake III ist ein reiner Deathmatch Firstpersonshooter. Die rudimentäre Rahmenhandlung für den Singleplayer dient eigentlich nur dazu für die richtige Atmosphäre zu sorgen wenn ihr eure Gegner im beinharten Überlebenskampf zerlegt. Das Hauptaugenmerk liegt hier eindeutig auf dem Multiplayer Aspekt aka Gefechte im Lan oder online. Auch auf dem Dreamcast konnte man sich entweder mit 4 Leuten per Splitscreen vor dem TV oder per Dreamkey Netzwerk mit Leuten aus aller Welt die Raketen um die Ohren hauen. Es gab sogar eigene Server wo sich Besitzer der Dreamcast Version mit den PC Cracks messen konnten (viel Spass mit der Joypad Steuerung). Spielt man alleine, dann kommen computergesteuerte Bots zum Einsatz, die diesen Job übernehmen. Allerdings immer nur 4 Spieler gleichzeitig, womit wir schon beim ersten Kritikpunkt wären. Es ist ja plausibel dass mit maximal 4 Pads immer nur 4 Leute gegeneinander zocken können, aber warum muss diese Beschränkung auch für die Bots gelten? Klar, online können dann wohl mehrere Spieler mitmischen, aber wenn man offline mit seinem Kumpel ein Deathmatch zocken will, wird es in den weitläufigeren Maps schnell mal langweilig auf der Suche nach den Gegnern. Bei Teammodi wie CTF kommt so auch nicht wirklich Freude auf. Vermutlich war hier die Rechenpower des Dreamcast nicht ganz ausreichend um für mehr KI Getümmel auf dem Schlachtfeld zu sorgen. Schade. Die Bots selbst verhalten sich ganz wie im PC Original ziemlich realistisch und geben einen brauchbaren Ersatz für einen menschlichen Mitspieler ab, wobei ihr den Schwierigkeitsgrad von “I can win” bis “Nightmare” stets an euer Können anpassen könnt. Spielt ihr mit ihnen im Team, dann lassen sich den Bots über ein Menü Befehle erteilen zB. angreifen, verteidigen, usw. was in der Praxis auch recht gut funktioniert. Fürs standesgemäße Rumballern steht euch eine Vielzahl von Arenen zur Verfügung, darunter auch einige aus dem PC Addon Team Arena. Darüber hinaus gibt es noch einige für die DC Version exklusive Karten. Warum dafür allerdings einige der Karten des Originals flöten gehen mussten ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Der Platz auf der CD hätte dafür wohl locker noch gereicht. Die neuen Maps sind dann auch nicht wirklich das gelbe vom Ei, abgesehen vielleicht von “Hidden Fortress”, welche vor kurzem ein Comeback in QuakeLive feierte.

Bei näherer Betrachtung fiel mir allerdings auf, dass die meisten Arenen, insbesondere die für DC only gemacht wurden alle durchwegs linar aufgebaut waren. Soll heißen es gibt wenige offene Flächen wo man vertikal nach oben oder unten zielen muss und die Action spielt sich meistens auf einer Ebene ab. Dies kommt natürlich Spielern die aufs Joypad angewiesen sind enorm zugute. Denn wenn man Maus und Tastatur gewohnt ist braucht man erstmal eine Weile bis man sich zurecht findet und selbst dann fühlt es sich Großteils immer noch so an als wäre man hackedicht und spielt mit den Füßen. Exaktes zielen nach oben oder unten fällt extrem schwer. Es gibt neben den vordefinierten Settings zwar auch die Möglichkeit euch eure eigenen Einstellungen zurecht zu legen inklusive Sensitivity etc. , aber bis man hier einen idealen Wert gefunden hat kassiert man einige fiese Niederlagen gegen die CPU. Entweder man braucht eine halbe Ewigkeit bis man den Gegner im Fadenkreuz hat, oder die Steuerung ist so übersensibel dass ihr ständig daneben ballert. Schnell gewöhnt man sich allerdings daran dass man in der Vertikalen nicht viel reißen kann und beschränkt sich auf die horizontale Ebene wo man den Gegner munter Rockets fressen lässt. Das Game lässt sich selbstverständlich auch mit der DC Tastatur + Maus steuern, was ich gern mal angetestet hätte um einen Vergleich zu haben, aber hier stapelt sich schon genug Peripherie die ich eigentlich so gut wie nie verwende. Speziell das Spielgefühl und die Verarbeitung der Maus wären hier von Interesse gewesen. Jedenfalls kann ich ohne mit der Wimper zu zucken behaupten dass es sich besser spielt als mit dem Joypad, so schlecht kann das Zubehör von Sega gar nicht sein. Okay genug gelästert, ich weiß ich bin hier voreingenommen. Der passionierte Konsolen FPS Zocker (Alles Masochisten? Hähä) wird sich vermutlich gar nicht daran stören. Andererseits genügt mit manchen Waffen schon ein Treffer um ein frisch gespawntes Opfer in die ewigen Jadgründe zu schicken. Offenbar wurde hier am Schadensmodell der Waffen herum geschraubt, was sich aufs Gamplay insgesamt aber nicht großartig negativ auswirkt.
Grafisch zeigt sich Quake 3 DC stets von seiner besten Seite und könnte glatt eine Techdemo für die Dreamcast sein, was es in gewisser Weise zum Zeitpunkt seiner Erscheinung bestimmt auch war. Die Framerate ist angenehm flüssig ohne dass bei der Grafik gravierende Abstriche gemacht werden mussten. Gelegentliche Ruckler gibt es nur wenn ihr eure Feinde mit Railgun oder Raketenwerfer zu Matsch verwandelt und die Eingeweide dann physikalisch korrekt berechnet durch die Gegend fliegen. Auch soundtechnisch kann das Game überzeugen, es ist kein Unterschied zur PC Version erkennbar und die Waffen klingen eindrucksvoll wie man es von einem gestandenen 3D Shooter erwartet. Trotzdem ist es schwer verzeihlich dass der Originalsoundtrack von Sonic Mayhem & Front Line Assembly plötzlich fehlt. Stattdessen kriegt ihr ein paar wahllos aneinander gereihte Gitarrenriffs zu hören die noch dazu ständig im Loop abgespielt werden. Dieses Geschraddel ist bei aller Liebe nicht als Soundtrack zu bezeichnen der einem Quake 3 würdig wäre.
Euren Spielstand samt Einstellungen dürft ihr wie gehabt auf der VMU verewigen, wobei während des Spiel stets schicke Charakterbildchen der Arena Gladiatoren angezeigt werden. Als kleinen Bonus gibt es auch noch ein VMU Minigame (eine Art Labyrinthspiel), in dem ihr verschiedenste Cheats freispielen könnt. Unterm Strich ist Q3 DC eine beeindruckende Umsetzung mit kleinen Schwächen, war aber mit der Internetfähigkeit und nicht zuletzt der tollen Grafik seiner Zeit einen Schritt voraus damals. Nicht umsonst wird es als eines der besten PC Ports bezeichnet. Ein Game das sich in jeder Dreamcast Sammlung gut machen dürfte.

Fragfaktor: Pen Pen Pen Pen Transpen

Quake

Q U A K E
SEGA SATURN 1996

Und er kann es doch!

Ausgerechnet der Sega Saturn wurde neben dem N64 als einzige Heimkonsole mit einem Quake 1 Port gesegnet. Ausgerechnet der Saturn, der ja angeblich keine 3D Grafik beherrschte. Es ist das Jahr 1996 und die Playstation müht sich redlich aber vergeblich mit einem eher mittelmäßigem First Person Shooter namens “Lifeforce Tenka” ab, da kommt plötzlich Lobotomy Software daher und beweisen, das der Saturn es eben doch kann. Detailliert, aufwändige, flüssige und schnelle 3D Grafik. Dank einem kompletten Rebuild basierend auf der Slavedriver Engine von Lobotomy kommen wir hier in den Genuss eines der dicksten First Person Shooter der damaligen Zeit.

Quake sollte eigentlich hinlänglich bekannt sein. Als echte Weiterentwicklung des FPS Genres wurde Quake damals von jedem PC Spieler sehnsüchtig erwartet. Die Gegner, erstmals in 3D. Die Waffen und Items, erstmals in 3D. Die Levelarchitektur endlich (true) mehrstöckig und der Style noch eine ganze Ecke düsterer als Doom. Obwohl ich Quake schon oft sah und natürlich kannte, war der Saturnport das erste mal, das ich es so richtig spielte. Dabei war ich am meisten überrascht von der Atmosphäre, die einem das Spiel bietet. Denn ob man es glaubt oder nicht, aber ich spielte es vorher nie mit CD Musik. Das CD-Rom unseres PCs war damals nicht an die Soundkarte angeschlossen und bei meinem Amiga gab es das gleiche Problem. (Ja, Quake erschien auch für den (PPC) Amiga). So richtig Lust auf Zocken hatte ich dann nie. Er mit der Saturnversion kam ich in den Genuss, der eigentlich superben Geräuschkulisse. Die “Musik” von Nine Inch Nails ist ja richtig genial düster und keine “Musik” in dem Sinne, sondern viel mehr als i-Tüpfelchen auf der Atmosphäre zu sehen. Teilweise erinnerte es schon an Silent Hill und im Hinblick auf das Jahr, in welchem Quake erschien, muss das ja damals grandios neu und bahnbrechend gewesen sein. Herzlichen Glückwunsch.

Grafisch setzte Quake selbstverständlich direkt mal Maßstäbe, an denen sich alle darauf folgenden FPS messen mussten. Und es ist von Anfang an klar, warum. Die 3D-Engine weiß mit detaillierten und verwinkelten Leveln zu gefallen, die es davor so noch nicht gab. Das geilste ist meiner Meinung nach aber das Design. Das komplette Spiel ist einfach nur Braun und dreckig. Als wären die Grafiker damals einer Limitation von 16 Farben (Also 16 Braunabstufungen dann.) erlegen, zieht sich durch das komplette Spiel ein Braunschleier, welcher selbst Grüntöne dreckig erscheinen lässt. Selbst in der eher zukunftsmäßig aussehenden Basis der Soldaten, wo jeder normale Mensch eher blau graue Stahltöne erwartet, ist alles Braun. Zusammen mit der Musik ergibt das einen ganz eigenen Stil, der einfach nur genial ist. Allerdings gefällt er auch nicht jedem, was man an der Masse der Leute erkennt, die Quake II (oder gar III) preferren. Dazu kommen die höchst kreativen und endlich mal “eigenen” Sounds (Nicht wie die random Kamelgeräusche aus einer PD Library, zu Zeiten Dooms) und fertig ist das damals höchstwahrscheinlich dreckigste Spiel.

Es ist aber nicht alles Gold, was glänzt, blah blah. Ein paar Kritikpunkte gibt es dennoch. Gerade durch die eintönige Farbwahl und in Zusammenspiel mit den groben Texturen (der Saturnversion) fällt es einem tatsächlich von Zeit zu Zeit schwer… etwas zu erkennen. Ist das dahinten nun ein Gang, eine Tür oder gar eine Wand? Wo geht’s lang? Kann ich hier links rum? Huch! Schon wieder eine Mauer. Bei längerem Spielen fällt es einem einfach öfter auf, das man etwas wenig “erkennt”. Des Weiteren fand ich die Levels der Episode 4 zu “verwirrend”. Wenn ich 30 Minuten nur rumlaufe und den Ausgang suche, dabei immer wieder im Kreis laufe, dann empfinde ich dabei keinen Spaß und bin einfach nur noch genervt. Immerhin war das nur die vierte Episode und die soll ja nicht so einfach sein. Da kann ich gerade noch ein Auge zu drücken. Was mir zudem auffiel war die Randomness der Level. In jeder Episode startet man in einer “Basis” bzw. eher Sci-Fi angehauchten Welt, um dann in späteren Levels durch random “Schlösser” zu laufen und schließlich in ganz abgefahrenen Levels zu landen. Das läuft in jeder Episode gleich ab. Ich hätte es da ggf. etwas nicer empfunden, wenn alle “Sci-Fi” Levels in einer Episode gewesen wären, man sich dann auf macht in die Episode mit den “Schlössern”, etc. pp. Wollte man so evtl. der Eintönigkeit vorbeugen?

Aber gut. Nun wissen wir, wie geil Quake eigentlich ist. Aber was ist mit dem Saturnport? Ist Quake nun machbar? Schaut man sich den early Doom Port auf dem Saturn an, könnte man meinen: “Baha! Lieber nicht…” aber Lobotomy kam zur Rettung und codete kurzerhand einen absolut perfekten 1:1 Port. Die Levels wurden alle von scratch neu aufgebaut und auf die Slavedriver Engine zugeschnitten. Resultat sind konstante 30 fps, die nur bei hohem Gegneraufkommen oder ganz kranker Architektur in die Knie gehen. Klar, das dabei alle PC Level (+4 Bonus Level) enthalten sind und dem Spiel einfach noch Boni spendiert wurden, wie z. B. dickes Ambient Lighting. Die Portale lassen nun ihre Umgebung in wundervollem, langsam pulsierendem Rot erstrahlen und Fackeln tun das, was sie am besten können. Flackern und nur minimal ausleuchten. Ein toller Nebeneffekt der Slavedriver Engine ist dann auch die “Neigung” beim Strafen. Das macht keinen großartigen Sinn, aber gefiel mir schon bei Exhumed sehr gut und macht echt was her. Schaut euch dazu ggf. Youtube Videos an.

Der Flaschenhals bei Konsolen FPS ist immer (oder war damals zumindest) die Steuerung. Aber selbst hier gibt’s kaum zu meckern. Das 3D Analogpad wird unterstützt, sämtliche Buttons können remapped werden und mit ein bisschen Eingewöhnungszeit (bzw. gar keiner, wenn man Konsolenspieler ist) hat man das Spiel auch in den Schwierigsten Situationen im Griff. Einfach perfekt alles? Wie kann ein einziger Port so perfekt sein?

Ich denke es ging aus dem Review schon etwas hervor, aber der Quake Saturnport von Lobotomy bekommt selbstverständlich volle 5 Pimmel von mir?

Pen Pen Pen Pen Pen