Uth – Distant Instincts

( Neogoa – 2010 – Psychill / Downtempo )

Auf Neogoa erschien vor wenigen Tagen, genauer am 26.12., als zweites Release eine EP vom Kanadier Alex Lytvyn alias Uth. Weder von Label noch Artist hatte ich vorher mal gehört, aber nachdem sie auf Ektoplazm gefeatured worden ist und einfach nichts kostet (CC Release) kann es ja nicht schaden mal rein zuhören.

Distant Instincts ist also eine EP aus dem Psychill / Downtempo Bereich, welche mit 4 Tracks daherkommt und insgesamt eine Laufzeit von 35 Minuten besitzt. Die Geschwindigkeit geht von 80 bis 100 bpm. Mein persönlicher Favorit dabei ist wohl „Levitating Flower“, auch wenn es mir erst mal schwergefallen ist mich für einen zu entscheiden. Eigentlich sind sie alle gut.

Der Sound von allen Tracks ist sehr modern / digital und wurde offensichtlich professionell oder jedenfalls gleich gut klingend gemastered, was ja bei der Menge an CC Schlafzimmer Produktionen nicht immer gegeben sein muss. Zuständig dafür war der Herr Deimos aka Igor Čeranić, der selbst seit einigen Jahren Musik veröffentlicht und auch bereits bei dem vorherigen Neogoa Release den Sound gemacht hat. Hier braucht man sich echt keine Sorgen machen sondern sollte das Ganze lieber einfach Genießen, wenn man sich nicht gerade im J-Core Mode befindet.

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Links

Download + Online Preview bei Ektoplazm:
http://www.ektoplazm.com/2010/uth-distant-instincts

Release Page auf Neogoa:
http://www.huknet.hr/neogoa/index.php?option=com_content&view=article&id=278:uth-distant-instincts-ep-2010&catid=42:our-releases&Itemid=40

Die Produktionen von Deimos aka Perfect Blind:
http://www.discogs.com/artist/Deimos+(3)
http://www.discogs.com/artist/Perfect+Blind

MisfitChris – Data Tides

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MisfitChris returns to his IDM/experimental roots to create Data Tides, a collection of songs documenting a time of intense anxiety and a growing obsession with death/mortality. This release is an intimate look into the imagination, and a side of the artist many have not seen. Four on the floor has been put aside for a heartfelt attempt at communicating in a new way.

MISFITCHRIS – DATA TIDES

Es gibt ja mittlerweile eine recht überschaubare “Chiptuneszene”, die immer mal wieder ein Release (oder auch mehrere) herausbringt. Meistens kostenlos und das aus gutem Grund (schlagt mich). Viele der Releases klingen maximal “Ok” bis hin zu “Oh Gott”. Das kommt dann halt davon, wenn sich Hipsters mit Hornbrille und Cordhosen wieder einen Game Boy samt LSDJ kaufen und dann drauf los hämmern. Das gefällt sicherlich einigen und hat auch seine Daseinsberechtigung, aber meine Sache ist das nicht.

Umso mehr freut man sich dann über Alben wie das von MisfitChris, welches eher durch wundervolle Melodien oder interessante Kompositionen glänzt, anstatt wild auf den Soundchip irgendeines Retrocomputers rumzuhämmern. Ja, die Chipanteile – also die an Retrocomputer und -konsolen erinnernden Sounds – halten sich hier sogar eher in Grenzen und verschmelzen wunderbar dezent mit einer Mischung aus Synthie-, Elektro- und Fahrstuhlmusik. Es wird also nicht nur “gedüdelt”, sondern auch ordentlich auf’s Schlagzeug gehauen. Ruhige, melancholische Songs wechseln sich ab mit etwas treibenderen Beats und dazwischen gibt’s immer mal wieder Kurioses wie Datenübertragungsgeräusche oder den gut zu Monkey Island passenden Song “The Scruffy Animal Tags Along”.

Imho eine tolle Abwechslung zu den Soundchip Vergewaltigungsorgien so mancher Hipster und auch oder gerade für Chiptunemeider (!?) eine Empfehlung wert.

Download hier:
http://www.iimusic.net/catalog/2010/11/ … data-tides

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Ignite – Our Darkest Days



Endlich da. Mit neuem Sänger und schon auf dem ersten Blick ziemlich düster. Obwohl ich eigentlich gar kein Recht habe irgendwelche Sätze über die Neuerungen dieses Albums zu schreiben, denn die letzte Ignite-Platte, die ich wirklich rauf und unter hab laufen lassen, war “Call On My Brothers” von 1995, also nur zwei Jahre erschienen, nachdem die Band sich überhaupt formierte. Dass es krasse Unterschiede für mich geben wird, ist wohl klar.

First of all: Das Cover, die Präsentation, das Setting erinnert mich sehr an Madball. Dick produziert, “schwer” und gewaltig soll es rüberkommen. Ein bisschen prollig, ein wenig elitär. Passt das überhaupt zu Ignite?

Zum Säger würde es auf jeden Fall nicht passen. Seine Stimme ist viel zu hell, weich, ohne irgendwelche härteren Strukturen oder Merkmale. Dennoch punktet Ignite bei diesem Album dadurch, dass sie den roten Faden “Our Darkest Days” konstant durchziehen.

Doch jetzt von Anfang an. Ignite ist eine Band aus Orange Country, USA, die früher sehr melodischen Hardcore mit sehr vielen Chören auf Musikdatenträger projeziert haben. Doch das alles war eher langsam, gemächlich. Fast schon Postcore.

Nach all den Jahren – vor allem mit “Our Darkest Days” – gehen sie einen ganz anderen Weg und scheinen sich im Pre-Hardcore auf einmal zu befinden, denn sie bringen um einiges mehr Melody-Punk in ihren Stil, so dass es an die frühen Anfänge des Hardcore-Punks erinnert.

Dennoch erhalten sind die Chöre. Und so geht es auch schon ganz zu Anfang los.

01. Intro (Our Darkest Days)
Unter einer Minute, eine sehr chorlastige und dunkle Einleitung, ohne zu soft zu wirken. Mit einigen Sekunden Outro geht es dann gewaltig…
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02. Bleeding
…in eine Einleitung, begleitet mit Drums, zum erneut chorlastigen “BLEEEEEEDIIIING!!” über. Dieser Track ist eine Bombe. Wieder Anspielungen auf “Our Darkest Days” und bitterem lyrischen Beigeschmack, denn “alle unsere Freunde sind nun unsere Feinde”. Laut Ignite. Und erschreckend stellen wir fest, dass Ignite sehr politisch geworden sind und auf Krieg und die Misere des Blutvergießens ihre musikalischen Ergüsse fokusieren. Was nicht bedeutet, dass dieses Lied nicht auch qualitativ hochwertig ist. Kommt auf dicker Anlage sehr, sehr gut.
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03. Fear Is Our Tradition
Dieses Lied emfand ich in den ersten 30 Minuten des Hörens als das beste. Wohl mehr deswegen, da die Refrains so einfach mitgesungen werden können. Dennoch starktet das Lied die ersten 20 Sekunden eher ein wenig gemächlicher, erst kurz vor dem Erreichen der Grenze zur vollen Minute wird mit “So we’re find an own waaaay oooout!” der Refrain mit hohen Tönen eingeleutet und mit “Oohzing-Aaaahs” tatkräftig unterstützt. Leider nach zehn bis fünfzehn Mal hören ein wenig eintönig, auch wenn es gegen Ende noch ein bisschen Abwechslung durch eine Berg- und Talfahrt der Gesamtklang-Masse mit Drumunterstützung gibt.
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04. Let It Burn
Ab dem dritten Lied gibt es durch einen Abfall der Gesamtlautstärke eine klare Abgrenzung zum ersten Teil dieser Platte. Ebenfalls geht es hier ein in bekannter Formel weiter, doch nun weniger politisch und mit größeren Gedankengesprächegesangseinlagen-Pausen. Diese Abtrennung hätte nicht sein müssen.
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Die restlichen Lieder werde ich nicht beurteilen, denn ihr könnt euch ein eigenes Bild machen. Das KOMPLETTE ALBUM stellt die Band nämlich GRATIS auf ihrer MySpace-Website zum Anhören bereit:
http://www.myspace.com/ignitemusic

Ebenfalls zu Empfehlen: Das Musikvideo von “Bleeding”:
http://www.igniteband.com/video/watch.php?id=f6CZpcK88WU