9413

 

9413 Hong Kong 1998

“Smash Head” (Francis Ng) ist ein desillusionierter, aber auch leicht zum Ausflippen neigender Bulle, dem neben einigen Ticks (so hasst er etwa den Anblick von umweltverschmutzendem Schaumstoff oder Gummischlappen) vor allem seine Vergangenheit auf dem Gewissen lastet: Vor Jahren erschoss er bei einem Einsatz versehentlich eine weibliche Geisel, bei der darauffolgenden Untersuchung des Falles rettete nur Officer Kar (Fredric Mao) mit seiner Aussage seinen Hals. Seitdem sitzt dieser ihm mit ständigen Gefallen im Nacken, die Smash Head nur weiter in die Depression und Verzweiflung treiben. Sein Lichtblick ist die Psychiaterin Carmen (Christine Ng), die es als Einzige schafft, sich seiner gepeinigten Seele zu nähern.

Bedenkt man vor allem zwei Dinge – nämlich, dass 9413 (der Titel ist ein Verweis auf die Nummer der Dienstwaffe des erschossenen Partners Smash Heads, dessen Mord im Verlaufe des Films aufgeklärt wird) einerseits das Regiedebüt von Francis Ng ist, und andererseits mit vermutlich minimalem Budget innerhalb von zwei Wochen abgedreht wurde, kann man nicht anders, als beim Abspann mit offenem Mund dazusitzen. Es handelt sich um einen außerordentlich erwachsenen Film, der die üblichen Genrekonventionen nutzt, um ein beeindruckendes und bewegendes Psychogramm eines Menschen zu zeichnen, der sich nach Außen hin als extrovertierter, irrer Macho zeigt, aber letztlich nur seine eigene Verzweiflung zu verstecken versucht.

Das wäre natürlich nicht halb so eindrucksvoll ohne den von Ng selbst gespielten Charakter, der ihm wie auf den Leib geschnitten ist. Auch wenn sich Ng als Regisseur wenig bemüht, sich selbst als Schauspieler in seinen Tendenzen zum Overacting zu zähmen, passt dies hier für seinen Charakter einfach perfekt und macht den Zwiespalt zwischen Schein und Sein nocheinmal deutlicher. Hinzu kommt auch die Leistung von Christine Ng, die für Smash Head zur einzigen Trost- und Hoffnungsquelle wird. Sie ist etwas völlig anderes als etwa die ebenfalls im Film auftretende Nutte Mandy (Amanda Lee), mit der sich Ng zuvor vergnügte – Carmen versteht ihn mehr als jeder andere Mensch. Sie ist ein Ruhezentrum des Films, und strahlt vor allem in Kontrast zum hyperventilierenden Ng stets genau dieses Gefühl aus.

9413 ist dabei – vor allem im ersten Drittel – nicht einfach zu durchblicken. Genau wie Smash Head fühlen wir uns schon bald recht verloren und wissen gar nicht so recht, in welche Richtung der Film gehen soll. Diese Probleme, die sich vor allem in leicht selbstgefällig wirkenden, sehr ausschweifenden Sexszenen, Zeitlupeneinstellungen und anderen überbordernden Spielereien ausdrücken, werden sicherlich nicht jedem gefallen. Aber Ng zieht zum Glück an der richtigen Stelle an, strafft seinen Plot und führt die Geschichte zu einem HK-typischen, aber dennoch absolut schönen Ende.

Dazu kommen weitere positive Faktoren, wie etwa die absolut originelle Musik – ruhige Synthieklänge und krachend elektronische Geräuschkulissen, die so auch den seelischen Zustand Smash Heads widerspiegeln, oder die gewohnt überdurchschnittliche Kameraarbeit von Herman Yau. 9413 ist ein beispiellos einzigartiges Stück Hongkong-Film. Irgendwo zwischen der Arthouse-Ästhetik eines Wong Kar Wai und dem biederen Triadenfilm experimentiert Ng mit einer nahezu beängstigenden Selbstsicherheit. Keine Ahnung, wen er bestechen musste, dass ihm diese Freiheit gelassen wurde, aber das Ergebnis hat sich mehr als gelohnt.

Wegen des schwächeren ersten Drittels schrammt Ngs Debüt an fünf Penen ganz knapp vorbei – aber auch nur ganz knapp. Ein arschgeiler Film ist das Ganze in jedem Fall. Und leider OOP Sad

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Full Alert

F U L L : A L E R T
(Hong Kong 1997 – Ringo Lam)

Inspektor Pao (Lau Ching-Wan) wird zu einem Mordfall gerufen. Ein Hong Konger Architekt wird erstochen im Wasserspeicher eines Hochhauses gefunden. Der Schuldige ist schnell gefunden: Mak Kwan (Francis Ng). Dieser gibt zwar schnell den Mord am Architekten zu, aber Pao weiß, dass er etwas verheimlicht. Was hat Mak Kwan noch vor?

Full Alert, ein Hong Kong Cop Thriller, fängt ziemlich athmosphärisch mit dem Auffinden der Leiche des Architekten an. Tolle Musik, grainy Standbilder und eine klasse Einblendung des Titels sorgen für ein angespanntes Erwarten, was da noch so kommen möge. Das Problem: Vorerst nichts wirklich spannendes. Mak Kwan wird schnell festgenommen, kommt in’s Gefängnis und man vermutet, dass er noch etwas Größeres vor hat. Das alles ist jetzt nicht wirklich neu und trotz der handwerklich guten Ausführung schleicht sich so ganz langsam ein kleines bisschen Langeweile ein. Das alles ändert sich dann erst ab der zweiten Hälfte des Filmes, wenn Mak Kwan wieder auf freiem Fuß ist und seinen Coup plant und etwas mehr Düsterheit in den ganzen Film kommt.

Dafür sind Francis Ng und Lau Ching Wan mal wieder klasse anzuschauen und gerade Francis Ng kann überzeugen, mit seiner Darstellung eines ruhigen Gangsters, der mit dem Erschießen anderer Leute nicht wirklich klar kommt. Manchmal schaut er auch einfach mit seinem Silberblick geil behämmert in die Kamera. xD?! Trotzdem fehlt mir irgendetwas an dem Film. Die Szene mit der Truppe Mainland Chinesen, die Mak Kwan bei der Flucht helfen sollen, ist bisschen unnötig und ganz soviel Style, wie ein Johnnie To hat der Film dann auch nicht.

Also reicht es leider nur zu drei Penen, was aber schlechter klingt, als es eigentlich ist. ;I

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P.S.: Die Mei-Ah DVD ließ den Fillm leider mal wieder aussehen, wie von 1982, obwohl er erst von 1997 ist.

Shiver

SHIVER
Hong Kong 2003

Es ist mal wieder ein verdammt heißer und schwüler Tag in Hong Kong. Die Straßen sind verstopft und die Frau ist auch mal wieder am rummotzen. Chan Kwok-Ming (Francis Ng) ist mit Sum-Yi (Athena Chu) verheiratet. Das heißt noch. Eigentlich sind sie auf dem Weg zum Scheidungsrichter / Anwalt, weil Chan ständig nur seine Arbeit im Kopf hat. Er ist Polizist und wie sollte es auch anders sein, hat er selbst auf dem Weg zum Scheidungsrichter nur seine Arbeit im Kopf. Chan sieht, wie in der Nähe ein Laden ausgeräumt wird und mehrere Täter flüchten. Er schnallt sich seine Polizeimarke um, entsichert seine Waffe und verfolgt die Flüchtigen. Es kommt zu einer wilden Schießerei mitten in den Straßen Hong Kongs. Bei dieser Schießerei wird auch Chans noch-Ehefrau angeschossen und fällt in ein tiefes Koma.

Aus welchem sie nach drei Monaten wieder erwacht und – tadaaa! – fortan Geister sieht.


Aber keine Sorge. Das klingt lamer, als es tatsächlich ist. Denn was einen zu aller erst überrascht ist die handwerkliche Qualität, die dem ganzen Film zugrunde liegt. Director Billy Cheung erfindet hier das Rad nicht neu, aber hat ganz offensichtlich die Filmschule besucht. Er braucht nur ein paar Minuten für die Eröffnunszene und wir wissen, was Sache ist und fühlen sogar dank der tollen Schauspieler schon bis zu einem gewissen Grad mit ihnen mit. Francis Ng ist ja ohnehin immer hervorragend, aber auch Athena Chu kann den ganzen Fillm durch überzeugen. Sie spielt das verängstigte, allein gelassene Fräulein durchaus realistisch und wenn es ihr in der eigenen Wohnung mal wieder zu gruselig wird, dann versteckt sie sich nicht im Wandschrank, sondern rennt einfach aus der Wohnung. Gleiches würd’ ich auch machen, wenn es in der Wohnung spukt.


Die eigentlichen “Horror-Momente” sind dann leider ziemlich oldschool und ausgelutscht, woraufhin sich so etwas wie Angst gar nicht erst einstellen will. Es ist ein gewisses Unbehagen da, das liegt aber überwiegend an der krassen Darstellung von Leichen. Männliche Leichen ohne Beine (Penance?), bei denen man sogar den überaus behaarten Pimmel sieht, oder Frauenleichen deren Kopf leider gehäutet wurde sind zwar die krassesten Beispiele, überzeugen aber special effects mäßig durch und durch.

Der Film fängt stark horrorlastig an und wird dann aber lustigerweise nach einer gewissen Zeit fast schon zu einem… Krimi. Während Athena Chu sich fleißig gruselt, ist ihr Mann ja ständig auf Arbeit. Als Ermittler geht er diversen Mordfällen nach, die alle ein und das selbe Muster aufweisen. Man fragt sich irgendwann, was es damit auf sich hat und was die Geistererscheinungen vor allem damit zu tun haben. Das hält einen angenehm auf Trab und kaum denkt man die Lösung zu kennen, kommt schon der nächste Twist und wir sitzen für einen kurzen Moment tatsächlich überrascht da und wundern uns nur noch.

Leider wird dann daraus nicht mehr gemacht und der Film ist alsbald zuende. Gerade aus dem letzten Twist oder dieser Kriminalfallnote hätte man mehr machen müssen, denn die eigentliche Horrorgeschichte ist ja mehr als ausgelutscht. Schade, so bleibt der Film nur Mittelmaß und hebt sich – wie unzählige vor ihm – wieder nicht vom Horror-Einheitsbrei aus Asien ab. Für das Nachmittagsprogramm oder eine 3 EUR DVD aber durchaus mal sehenswert.

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One Last Dance

One Last Dance Singapur 2005

Singapur. T (Francis Ng) ist ein stiller, zurückgezogener Mann. Er arbeitet hier als Auftragskiller. Den Sonntag nimmt er sich frei. Dann spielt er mit dem örtlichen Polizeicaptain (Ti Lung) Schach. In roten Geschenkpäckchen (normalerweise zum Chinese New Year verteilt), die man ihm in den Briefkasten wirft, bekommt er die Namen seiner Opfer. Jetzt soll er die Kidnapper des Sohnes eines angesehenen Gangsters aufspüren. Leider scheint die halbe Unterwelt Singapurs etwas damit zu tun zu haben. Die Italiener, angeführt von Harvey Keitel vielleicht? Vielleicht auch T selbst. Oder seine kriminellen Freunde Arthur und der leicht irre Kou, in dessen Schwester Mae (Vivian Hsu) T sich verliebt. Dann gibt’s da noch einen gelben Koffer, hinter dem alle her sind. Was ist drin? T weiß es nicht. Ich weiß es auch nicht. Hat eigentlich irgendwer eine Ahnung, was hier abgeht?


(Francis Ng ist einfach geil. Er sähe vermutlich auch beim Scheißen noch cool wie Sau aus.)

Max Makowski’s (welcher übrigens aus Brasilien stammt) One Last Dance ist locker mal einer der verwirrendsten Filme, die ich in den letzten 2 Jahren gesehen habe. Und ich sag’ es direkt: Wer sich diesen Film anschaut und mir am Ende klipp und klar sagen kann, was passiert ist und wer wo seine Finger mit im Spiel hatte, heißt entweder Max Makowski oder hat einen IQ jenseits von 150.

An Unterhaltungswert verliert der Film allerdings dadurch nicht, ganz im Gegenteil. Schon in der ersten Szene lugen die ersten humoristischen Elemente hervor, die sich durch zwei Drittel des Films ziehen werden und dem Ganzen eine gewisse Guy Ritchie-Note geben. Geglückt sind diese Passagen nicht immer – Makowski meint es eigentlich gut damit, will seinem Werk damit etwas von seiner schweren Plotlast nehmen, aber lässt sich dann leider hier und da auf ein Niveau herab, welches mit “Hundefurzjokes” wohl am treffendsten umschrieben wäre. Könnte man akzeptieren, wenn es dann nicht in der nächsten Szene plötzlich um Kant ginge. Diese ständige Schwankungen nehmen One Last Dance etwas von seinem Impact.

Glücklicherweise übertreibt Makowski es nicht völlig. Im Kern ist One Last Dance immer noch ein intelligenter, eleganter Krimithriller, der durch die Präsenz von Francis Ng (wirklich fantatisch, eine seiner besten Rollen und Grund allein, sich diesen Film anzuschauen) sowie Gastauftritte von Ti Lung (!) und Harvey Keitel (!!) ein Prestige erhält, das alles andere als alltäglich ist.


(Das im Hintergrund, das ist Kou’s Kumpel. Zusammen mit Kou der offizielle Repräsentant Jar Jar Binks’ in Singapur.)

Komplementiert werden diese Auftritte durch die richtig gute Musik John Swiharts (Inkl. kantonesischem Titelsong) und vor allem durch die edlen, sorgfältig komponierten Bilder, welche problemlos Milkyway-Niveau erreichen. Dazu virtuoser Schnitt sowie unübliche Szenenübergänge. Getrübt wird dieser hervorragende Eindruck nur durch das gewöhnungsbedürftige, beinahe comicartige CGI-Blut. Doch da echte Actionszenen ohnehin kaum vorhanden sind, lässt sich darüber hinwegsehen.

Ja, und dann gibt es eben noch den angesprochenen Plot. Auf einem alternativen Poster des Films heißt es: Every piece tells a different story. Bei One Last Dance kein hohler Spruch, sondern Fakt. Makowski konstruiert seinen Film wie ein Puzzle, rückt nach und nach neue Stücke aus – aber wie diese ineinanderpassen, muss man selbst herausfinden. Tatsächliche Erklärungen für die Geschehnisse werden völlig ausgelassen. Einerseits ist das eine wohltuende Abwechslung zum bekannten Problem vieler asiatischer Filme – immer alles laut aussprechen, zweimal unterstreichen und ja sichergehen, dass auch alles verstanden wurde – andererseits, bei einem so dicht verwobenen Plot wie dem von One Last Dance, ein echtes Problem für den Zuschauer. Bahn frei für Schnitte im Blinzeltempo; für Zeitsprünge, von denen man erst gegen Ende weiß, dass sie überhaupt solche waren; für prätentiöse Symbolik und sich in den eigenen Schwanz beißende Subplots. Das 100 Minuten zu verfolgen, ist ganz schön anstrengend und wer da nach einer halben Stunde aufgibt, den kann ich verstehen.


(Zwei Generationen, zwei Legenden.)

Der große Unterschied zu anderen Filmen, die sich in ihrer eigenen Cleverness verheddern? Makowski’s Inszenierung verhindert einfach jede Spur von Trockenheit; der junge Regisseur steigert sich mit solchem Inbrunst für das Medium Film in sein erstes großes Projekt hinein, dass man ihm die Ausrutscher nicht verübeln kann. Er arbeitet mit Respekt für seine Schauspieler, lässt ihnen viel Freiraum. Man spürt seine Leidenschaft, die letzten Endes über jeden Blödel-Gag und Story-Stolperstein siegt.

One Last Dance ist trotz, vielleicht auch gerade wegen dieser Unebenheiten hundertmal mutiger, smarter und interessanter als jedes glattgestriegelte Machwerk, das in den letzten Jahren die Fließbandproduktionen Hong Kongs und Koreas verlassen hat.


(“Wie, du hast den Film nicht kapiert? Dafür musst du sterben.”)

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A War Named Desire

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A War Named Desire HK 2000

Als seine Mutter stirbt, reist Jones (Daniel Chan) zusammen mit seiner Freundin Jesse (Pace Wu) nach Thailand, um seinen Bruder Charles (Franics Ng) zu suchen. Er möchte sich das Geld wiederholen, dass dieser vor langer Zeit von der Familie stahl. Wie sich herausstellt, ist Charles mittlerweile Boss einer Gang, die sich in Thailand einen Namen gemacht hat und ständig im Clinch mit verfeindeten kriminellen Organisationen liegt. Schneller als ihm lieb ist, wird Jones in die Angelegenheiten seines Bruders hineingezogen.

Bevor Alan Mak zusammen mit Andrew Lau 2002 mit Infernal Affairs der internationale Durchbruch gelang, drehte er 2000 das vorliegende Actiondrama A War Named Desire. Eigentlich ein Film, der 10 Jahre zu spät kam, denn mit dem Mythos des ehrenwerten Kriminellen, einer von Verrat und unlogischen, rein der Dramatik dienenden Plotwendungen durchzogenen Story, Overacting und teils kitschiger Musik liegt er gar nicht mal so weit weg von der Heroic Bloodshed-Welle der späten achtziger Jahre. Doch die hochwertige Inszenierung und vielschichtigen Charaktere verhindern, dass A War Named Desire im Hongkonger Gangstereinerlei untergeht. Während Francis Ng seine Figur gewohnt souverän spielt, beginnt man als Zuschauer schon bald, auch für die Personen um ihn Gefühle zu entwickeln. Da gibt es einmal York (Dave Wong), ein harter Typ mit weichem Kern, der als rechte Hand Charles’ dient; seine schöne Schwester Snow (Gigi Leung), wohl die mysteriöseste Figur des ganzen Films, den schrägen, tuckigen Mark, natürlich gespielt von Sam Lee; sowie den intriganten Master King, ein gealterter Gangster, der im Hintergrund die Fäden zieht. So gesehen alles Persönlichkeiten mit der Komplexität von Pappaufstellern, doch die hervorragenden Schauspieler verhelfen zu einer gewissen Glaub- und Liebenswürdigkeit.

Bei diesem farbenfrohen Ensemble geht Daniel Chan mit seinem Popstar-Face unter, was aber nicht weiter schlimm ist. Langeweile kommt ohnehin nie auf, Alan Mak kutschiert seine Charaktere zwar von einer Klischeegrube zur anderen, tut dies aber mit einer solchen Unbekümmertheit und Stilsicherheit, dass man ihm den ein oder anderen Aussetzer verzeiht. Unter Freunden verkündete Sprüche wie “Wenn du mir eines Tages eine Kugel in die Brust jagen musst, dann zögere nicht” wirken zwar auf den ersten Blick mehr als pathetisch, doch in der von Alan Mak konstruierten Welt sind sie zur Selbstverständlichkeit geworden. Am Ende lässt Mak den Plot links liegen und zieht dann noch mal alle Register: Vom toll choreographierten, kurzen Shootout mit den tanzenden Francis Ng und Gigi Leung über die letzte großen Konfrontation in Charles’ Haus inklusive explosiver “Ich opfer’ mich für dich”-Einlage bis zur finalen, furios geschnittenen Auto-zu-Auto-Ballerei – ein Riesenspaß für Jung und Alt (ehm), an dessen Ende nur die Einsicht bleibt: “They don’t make them like they used to”.

Ja, irgendwie ist A War Named Desire einer der letzten Filme seiner Art. Werke wie Infernal Affairs, Election und Dog Bite Dog haben den Mythos des Kriminellen mit Herz und Ehre längst auseinandergenommen wie der Metzger sein armes, dickes Schweinchen. Wir danken Alan Mak für diesen Quasi-Abgesang auf ein totgelaufenes Genre, in dem er all das konzentriert, was Hongkonger Actionfilme so charmant und reizvoll machte. Richtig, machte: Eine Vergangenheitsform verleiht diesem Kommentar nochmal eine besondere Tragik, denn wir wissen ja um das Schicksal des heutigen HK-Kinos. Einer der wenigen, die da noch die Flagge hochhalten, ist natürlich Johnnie To. Der hat mit diesem Film natürlich nix zu tun, aber die Nennung von Johnnie To in Filmreviews gibt sicher Extrapunkte bei der Milkyway Internet Überwachungsanstalt. Hihi!

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