The Big Heat

THE BIG HEAT!!
HONG KONG 1988 . JOHNNIE TO UND FREUNDE

Waipong Wong (Waise Lee) ist Polizeiinspektor bei der Hong Konger Polizei. Bei einer Geiselnahme auf Hong Kongs Straßen kommt er in eine gefährliche Situation: Er hat seine rechte Hand nicht mehr richtig unter Kontrolle. Dieses Handicap veranlasst ihn dazu, seinen Polizeidienst zu quittieren, bevor er irgendwelchen Schaden damit anrichtet. Doch bevor er dem Polizeichef seine Kündigung überreichen kann, erfährt er vom Tod seines ehemaligen Kollegen Tse. Dieser starb in Malaysia aus bisher unerfindlichen Gründen. Um mehr über seinen Tod zu erfahren und ihn womöglich zu rächen, nimmt er sich seines Falles an und dann geht’s nur noch ab.


Boahauhe. Schon die erste Szene nach dem kurzen, knackigen Intro macht klar: Dieser Film ist sick. Das erste, was man in diesem Film sieht, ist nicht etwa der strahlende Held oder eine Totale Hong Kongs, sondern eine Nahaufnahme einer Hand, die von einem Bohrer durchbohrt wird, der auf der anderen Seite wieder heraus kommt. Es spritzt Blut und es fliegen Fetzen von der Hand, als wäre diese aus Styropor. Das stimmt schon einmal perfekt ein auf die Minuten, die da folgen werden. The Big Heat ist ein Bloodshed Film, wie ihn nur die Hong Konger inszenieren können. Gleich zu Beginn gibt es jede Menge lustige und aufwändig inszenierte Todesarten, die einen unweigerlich zum Lachen bringen. Dabei lacht man nicht, weil es schlecht gemacht wäre sondern einfach nur, weil es so over the top ist.

Danach ist es aber Zeit für etwas Charakterzeichnung. So lernen wir Waise Lee als Wong etwas kennen, wie auch seine Freundin, “den schusseligen neuen” und Wongs Partner Ah Kam. Hier gefiel mir eigentlich die Ausgewogenheit der Szenen. Man hat keine Chance einzuschlafen da nach jeder Schnulzen oder Charakter weiterführenden Szene so umgehend wie geschwind ein tolles Shoot Out, eine Verfolgungsjagd oder sonst irgendwas kommt. Denn mal ehrlich, nach dem Autounfall vom Anfang hätten wir Charakterszenen im Film ohnehin nicht mehr so ernst nehmen können. So wird das Ableben diverser Personen im Film (und davon gibt es viele) nicht zu schnulzig inszeniert sondern auf das wesentliche reduziert. Person B tot wir trauern kurz, weiter geht’s! Oooohhhh jaaaa!

 


Kurzum, ich fand “das Pacing” einfach perfekt. Es gibt immer etwas interessantes zu sehen, es wird einem kaum langweilig und wenn’s mal abgeht, dann geht’s richtig ab. Überhaupt wirkt der komplette Film irgendwie, als wäre er in 1,5-facher Geschwindigkeit abgespielt worden. Selbst wenn Ah Kam mit gezogener Waffe einfach nur durch Räume pirscht und nach etwas zum Ballern sucht, geht die Action ab. Das gibt es so nur in Hong Kong Filmen, imho.

Komplettiert wird der ganze 80er Jahre Cheezyness Faktor obendrein von einem geilen Synthesizer Soundtrack, wie ihn nur die 80er Jahre hervorbrachten. Geil. Eine Schande, dass selbst die “Legendary Collection” DVD alles andere als remastered ist. Auf ihr kommen weder Synthiesound noch die hier und da durchaus gute Kamera so richtig zur Geltung. Gäbe es mal eine true remastered Version, würd’ ich wieder zuschlagen. The Big Heat ist A Better Tomorrow mit weniger Seele dafür auf Acid. Oooahahhah.

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Und irgendwie ist Joey Wong die einzige HK Schauspielerin, die zeitlos aussieht. Egal wie alt der Film ist, man könnte nie allein an einem Screenshot von Joey Wong sehen, wie alt ein Film ist. Geile Sau. Wanken Wanken Wanken

 

The Sparrow

THE SPARROW JOHNNIE TO , HONG KONG

Vier Freunde verdienen sich ihren Unterhalt in Hong Kong als Taschendiebe. Dabei bilden die vier ein eingespieltes Team und erleichtern die Hong Konger mit einstudierten Tricks um ihr Hab und Gut. Alles wird sich ändern, als eines Tages – wie sollte es auch anders sein – eine Frau in das Leben der vier stolpert. Diese bringt deren Leben dann auch gehörig durcheinander.

Halt! Bitte weiter lesen. Die Story klingt auf den ersten Blick so unglaublich 08/15 und langweilig, dass man direkt auf seinen Wohnzimmertisch kotzen möchte, aber wir haben es hier immerhin mit Johnny To zu tun. Und ja, Johnnie To schafft es mal wieder zu überraschen. Zu einem belanglosen Geplänkel zwischen den Taschendieben und der Tussi kommt es erst gar nicht, statt dessen weiß Johnnie To uns mit der Vergangenheit der Frau zu fesseln. Diese ist anfangs ziemlich mysteriös und hält uns locker bei der Stange. Dabei ist The Sparrow dennoch ein ziemlich… wie soll man sagen… seichter Film. Die Story ist trotz “Überraschung” recht seicht, es passiert nicht wirklich viel und einzig und allein die To typische Inszenierung vermag uns hier zu fesseln.

Das ist aber auch gut so. Genauso wie man manchmal Musikstücke hört, deren Text man nicht versteht, oder die gar keinen erst haben, so kann man sich auch locker mal einen Johnnie To Film mit seichter Story anschauen, da bei Johnnie To halt alles andere stimmt. Von der musikalischen Untermalung, über die Kameraarbeit, bis hin zu kleinen Szenen, wie die, in welcher die vier Taschendiebe nach der ersten Begegnung mit der mysteriösen Frau Fahrrad fahren. Das alles entlockt einem ein kleines Grinsen und beschert überhaupt ein positives Gesamtgefühl, ohne dass man genau definieren kann, warum eigentlich. Von Johnnie Tos restlichen Filmen ist The Sparrow definitiv am einfachsten und eben seichtesten, aber deswegen heißt das bei einem To noch lange nicht, dass man ihn sich deswegen nicht anschauen müsste.

Bei Namen wie Simon Yam, Lam Suet und Lam Ka Tung kann man zudem schon im Vorfeld von hervorragend schauspielerischer Leistung ausgehen. Besonders Kelly Lin, die Frau im Bunde, ist mega cute und überzeugt, soweit ich das beurteilen kann, auf voller Linie. Schade, dass Lam Suet nicht mehr sagen durfte.

Tjo, irgendwie gibt’s nicht viel zu sagen über The Sparrow, da man ihn einfach “erleben” muss. Ja fast schon “fühlen”. Klingt ziemlich gay und klischeehaft, ist aber so.

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Sparrow

Sparrow
(文雀 | hong kong 2008 | johnnie to)

Kei (Simon Yam) und seine Brüder (Gordon Lam, Law-Wing Cheong, Kenneth Cheung) sind Taschendiebe in Hong Kong. Dazu ist Kei aber auch noch ein ziemlich Nostalgiker, der mit dem Fahrrad durch die riesige Metropole fährt und mit seiner alten Analog-Cam S/W-Fotos macht. Dann tritt die mysteriöse wie hübsche Chung Chun Lei (Kelly Lin) in das Leben der Brüder und macht sie mit ihren Reizen auf sich aufmerksam. Natürlich hat sie dabei einen Hintergedanken.


Nach den bleischweren (ha ha) Krimi-Epen der letzten Jahre bringt Johnnie To nun also endlich den langersehnten
Sparrow. Drei Jahre in der Mache – fast so lang wie PTU – das kann nur heißen, dass es sich um einen sehr persönlichen Film handeln muss. Und in der Tat möchte To mit diesem Film vor allem seine Liebe zu Hong Kong als Stadt, als Heimatort ausdrücken; ein Hong Kong, das sich aber auch rapide verändert, nicht nur im politischen, sondern auch im architektonischen Sinne. Eine Stadt im Wandel, und eine Stadt, der keiner so recht eine Geschichte, eine Kultur zuschreiben möchte.

Kei versucht mit seinen Fotos einen Ort zu verewigen, der in dieser Form vielleicht eines Tages verschwunden sein wird. Im echten Leben will Johnnie To das mit diesem Film tun. Es gelingt ihm: Er fängt ein urbanes, quirliges Hong Kong ein, in das sich die ebenso quirligen Taschendiebe leicht hineinfügen. In eleganten Bildern und jazzig-schwebender Musik nähert sich To der Nouvelle Vague an, mit sanften humoristischen Einlagen und viel Augenzwinkern. Herzerwärmend. Auch wegen des tollen Casts, bei dem die Milkyway-Haudegen Simon Yam und Gorden Lam gewohnt punkten, aber auch To-Protégé Law-Wing Cheong, eigentlich als Regisseur bekannt, überraschend positiv auffällt. Die Story ist letztlich nur eine Entschuldigung für locker verwobene Szenen, dünnes Beiwerk einer audiovisuellen Postkarte aus Hong Kong. Das heißt aber auch: Wer an dieser Stelle auch nur ein bisschen zu viel erwartet, wird definitiv enttäuscht werden. An jeder denkbaren Stelle macht To deutlich, dass Sparrow ein Film, eine Erfahrung ist – dazu gehören auch wenig glaubwürdige Plottwists und eine vor allem im späteren Verlauf immer orientierungslosere Entwicklung, bei der klar wird, dass To bloß nach Trittsteinen sucht, mit denen er auf sein großes Finale hinarbeiten kann.

Dazu kommt, dass die ungemeine Leichtfüßigkeit des Films hier und da forciert wirkt – vor allem wegen der Musik, die klasse und doch wenig zurückhaltend ist. Auf der anderen Seite darf man sich aber überlegen: Wann bekommt man einen Film wie Sparrow schon einmal aus Hong Kong? Da ist es mehr als vertretbar, dass To hier und da etwas übertreibt, denn auch das tut er immer noch in absoluter Souveränität auf seinem Feld. Der ganz große Wurf ist Sparrow dennoch nicht, ein bisschen zu zerfahren, ein bisschen zu gewollt, und wer Mad Detective schon mehr als Spielerei denn als durchdachtes Meisterwerk betrachtet hat, wird mit diesem Film genauso wenig Freude haben.

Kino pur, Milkyway au français, ein Lächeln auf dem Gesicht, ein zarter Wind, kaum da – und schon wieder weg. Alles andere ist bloß Vogelgezwitscher.

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Where A Good Man Goes

Where A Good Man Goes
Johnnie To | Hong Kong | 1999

Michael (Lau Ching-Wan) ist gerade aus dem Knast entlassen worden und steigt erst einmal in einem kleinen Hotel in Macau ab. Natürlich erst, nachdem er ein paar Taxifahrer verprügelte. Michael, der lautstark noch ein paar verbleibende Schulden eintreibt, seine Gangsterkumpels und dazu ein Polizist (Lam Suet) der ihm ständig auf der Lauer ist, halten die Hotelbesitzerin Judy (Ruby Wong) auf Trab. Das Leben könnte ganz normal weiter laufen, wenn Michael nicht so ein sicker Assi wäre. Oder ist er tief im Inneren doch ein guter Kerl? :Q

Lau Ching-Wan ist Hong Kongs most sexiest Schauspieler. In Mad Detective dachte ich noch, dass er durch seinen Kopfverband und diverse andere unvorteilhafte Szenen etwas… bedäppert aussah, aber hier ist er einfach most suave Gangster. Schwarze Hosen, Rollkragenpullover Grau und eine schwarze Lederjacke. Mehr braucht er nicht, um auch den heterosten aller Heteros einen Boner in die Hose zu zaubern. Sein Blick, seine Coolness, da muss man einfach wanken. Etwas irritiert und enttäuscht war ich dann letztenendes aber vom Charakter im Film, den er spielte. Er war ja truly einfach nur ein krankes Arschloch? Ich hätte mir etwas mehr Szenen mit ihm und der Hotelbesitzerin gewünscht. Und zwar nicht so erzwungene, wie die, in welcher er ihren Sohn zu einem Ausflug mitnimmt. Auch nicht wie die, in der er sie einfach versucht zu rapen sondern viel mehr Szenen wie die am Schluss, wo er ihr sagt, dass er sich in ihrem Hotel am wohlsten gefühlt hat, während jeder andere Hollywoodkackfilm mindestens dreimal die Worte “need”, “love” und “you” in einem Satz verwendet hätte. Das fehlte mir dann irgendwie ein wenig.

Vielleicht lag es auch daran, dass er mehr mit der Eintreibung von Geldern beschäftigt war und dauernd Lam Suet im Nacken hatte, anstatt im Hotel zu verweilen. Es gab’ zwar hier und da Szenen des gemeinsamen Essens, der Reparaturarbeiten im Hotel, die er ausführte und ähnliches, aber größtenteils war er dann doch ständig ein Arschloch. Aber najo. Dafür gewann Lam Suet den Oscar für die längsten Warzenhaare EVER und Ruby Wong spielte schön dezent und hielt überwiegend die Fresse. Positiv fiel mir der Soundtrack auf, der zwar super synthetisch und teilweise etwas cheezy klang, aber größtenteils trotz allem überzeugen konnte. Die Kameraarbeit sowieso, auch wenn das die Mei-Ah DVD durch die VCD Qualität nicht ganz so rüber bringen konnte. Das war ja echt unter aller Sau und auf The Mission Niveau. Aber ich will mich nicht beschweren, immerhin war der Titel nicht den kompletten Film über eingebrannt, wie in The Mission. LÜLZ!

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Mad Detective

M A D . D E T E C T I V E
JOHNNIE TO . WAI KA-FAI

Bei einer Verfolgungsjagd in den Büschen Hong Kongs gehen zwei Dinge verloren. Ein Inspektor namens Wong und die Waffe seines Partners Chi-Wai (Lam Ka-Tung), welcher es wie durch ein Wunder unversehrt zurück zur Wache schaffte. 18 Monate ist das nun her und Inspektor Ho (Andy On) hat immer noch keine Spur. Da erinnert er sich an einen ehemaligen Polizisten namens Bun (Lau Ching-Wan), der damals nicht nur großartige Polizeiarbeit leistete, sondern leider gleichermaßen verrückt war.

Inspektor Ho bittet ihn um Hilfe.


(Links: Minute für Minute werden wir mit geilen Einstellungen wie z. B. dieser hier verwöhnt. | Rechts: Bun hat so seine eigenen Methoden Verbrechen zu rekonstruieren.)

Ach immer das gleiche. Johnnie To regt mich echt auf. Wie soll man ein Review zu einem Johnnie To Film bitte noch anfangen? Man hat gar keine Wahl mehr. Ich kann doch nicht schon wieder ein Review eröffnen, in dem ich über die Geilheit seiner Filme oder die Geilheit des Johnnie Tos ansich schreibe. Auch ist es immer eine Scheiße mit seinen Filmen. Man vergibt in der Regel 4 bis 5 von 5 erreichbaren Punk… huch?! Penen meinte ich natürlich und weiß aber leider nicht warum genau. Gleiches gilt für Mad Detective, wobei ich hier immerhin gleich mal den Anfang als Beispiel anführen kann, warum Johnnie To eigentlich so geil ist. Wenn man für ein paar Minuten Bun bei einer Rekonstruktion eines Verbrechens sieht, bei dem er sich in einen Koffer packt und die Treppen runter schubsten lässt, danach raus springt und sagt: “Der Eisverkäufer ist der Mörder!” und schon einen Schnitt später sieht, wie er dem alternden Polizeichef zu seiner Pension sein ganz persönliches Geschenk überreicht und danach der Titel eingeblendet wird, dann… ja dann weiß man schon, dass man einen Johnnie To Film schaut.

Man lacht, man ist verwundert, man kann kaum glauben, was man da sieht und man ist einfach nur gespannt, wie es weiter geht und das bei einer ausgelutschten Geschichte wie dem Standardwerk: Junge Polizisten müssen alternden Ex-Polizeihelden zu Rate ziehen, blah. Das kann nicht jeder. Sich dabei noch etwas neues auszudenken ist anscheinend so schwer, das es nur ganz wenige Menschen auf dieser Welt schaffen. Johnnie To (bzw. Wai Ka-Fai) ist einer davon.


(Links: Baha, was geht’n? | Rechts: Oh Gott! Drei Waffen auf drei verschiedene Personen gerichtet. So ein Pistolen Wirrwarr gab’s ja noch nie! Aka doch, aber das hindert Johnnie To doch nicht daran, es immer wieder neu zu erfinden?!)

Johnnie To zeichnet des Weiteren aus, das es einfach so weiter geht. Irgendwie ist von Anfang an klar, wer der Böse ist, aber man weiß nicht wieso und warum und will überhaupt sehen, wie es weiter geht. Es bleibt spannend und spätestens, wenn man kurz vor Schluss noch einmal kurz in die Irre geführt wird, macht man sich in die Hosen, weil man Spaß bei einem Film hat. Dabei ist mal wieder Lau Ching-Wan der geilste, der den verrückten Bun spielt, als… wäre er Bun. Gerade die unberechenbaren Szenen mit Bun heben den Film von anderen ab und machen am meisten Spaß. Das Verwirrspiel mit mehreren Persönlichkeiten (Bun kann das Innere von Menschen sehen) addet zusätzlichen Reiz und regt zum Überlegen an, während einen die hurengeile Kameraarbeit auch visuell verwöhnt und belohnt. Die anderen Schauspieler gehen zwar neben Lau Ching-Wan etwas unter, vor allem Andy On, was etwas schade ist, aber dafür kann Lau Ching-Wan halt auch locker einen Film alleine tragen. Die Musik fand ich zwar gut, aber leider etwas wenig. Dafür kann man sich sicher sein, das sie auch genau da hin gehört, wo sie ertönt. Das kann man nicht von jedem Film behaupten, wo z. B. das Maintheme ertönt, wenn der Hauptdarsteller kacken geht.

Tjo. Johnnie To halt. Alles perfekt wie immer. Was soll man dazu sagen? Spannend, involvierend, toll gefilmt, handwerklich perfekt, gute Musik und die besten Schauspieler (die besten, nicht die jüngsten oder schönsten) ganz Hong Kongs. Wenn Johnnie To mal einen Autounfall hat, dann muss ich leider kotzen und mich ebenfalls umbringen. Bis dahin aber…

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Triangle

Triangle
Tsui Hark | Ringo Lam | Johnnie To
Hong Kong 2007

Die drei Kollegen, Mok (Sun Hong Lei), Fai (Louis Koo) und Sam (Simon Yam) sind relativ erfolglos und brauchen dringend Geld. Sie sind so desperate, das sie sogar zu kriminellen Handlungen fähig wären und so würden sie fast einen Raub begehen, wenn da nicht dieser Unbekannte käme und ihnen eine Goldmünze zusammen mit einer Visitenkarte in die Hand drücken würde. Ein Versuch ihn nachträglich zu erreichen schlägt leider fehl und so versuchen die drei selbst hinter das Geheimnis der Münze zu kommen.

Was anfangs wie eine Episode “Young Indiana Jones” klingt fängt auch genau so an und man erkennt unweigerlich, das hier Tsui Hark den Film eröffnet. Das der Film von drei Regisseuren stammt und jeder den angefangenen Part des vorhergehenden weiterführte, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben und soll hier nicht noch einmal Erwähnung finden. Ehm. Ja. So ist der Auftakt des Filmes dank Tsui Hark dann von einer Abenteuerlust und einer Verwirrung geprägt, wie sie nur ein Tsui Hark hinbekommt. Es werden alle möglichen Charaktere eingeführt, ohne das wir sie richtig kennenlernen und uns Storyfetzen um die Ohren gehauen, die wir gar nicht so recht einordnen können. Gut, das gleich darauf Ringo Lam folgt, der etwas Ordnung in den Film bringt und uns endlich die Charaktere und deren Hintergründe etwas näher bringt. Blöd nur, das Tsui Hark bereits so ein Chaos veranstaltete, das es Ringo Lam sichtlich schwer fiel den Film in geordnete Bahnen zu kriegen und sein Niveau zu heben. Das schafft erst Johnnie To im dritten Teil des Filmes, der ganz klar der beste und deutlich als der von To zu erkennen ist. Zum ersten Mal wird’s spannend, absurd und gar lustig. Der Schluss bleibt einem somit als einziger Teil wirklich im Gedächtnis.

Im großen und ganzen ist er tatsächlich “ein Film” und die Unterschiede in den verschiedenen Parts sind zwar vorhanden, aber gar nicht so gravierend, wie ich mir vorstellte. Der Anfang könnte eigentlich Ausgangsbasis für einen tollen Film sein, dazu müsste ihn aber nur ein Regisseur directen und dann bitte nicht Tsui Hark. Als Jigsaw Project finde ich Triangle eher misslungen, da jeder der Regisseure dem Film zu sehr seinen eigenen Stempel aufdrücken will, was zusammen in einen Topf geworfen einfach komisch schmeckt. :Q

3 Pimmel für den To’schen Teil.

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Running On Karma


R U N N I N G | O N | K A R M A | 大 隻 佬
HONG.KONG.2003.JOHNNIE.TO.WAI.KA.FAI.ANDY.LAU.CECILIA.CHEUNG
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Big (Andy Lau Tak-Wah) ist ein muskelbepackter Mönch vom Festland, der seit einem Missgeschick in seiner Vergangenheit das Karma anderer Leute sehen kann. In Stripclubs versucht er sich etwas Geld zusammen zu verdienen, bis eines Tages die Polizistin Lee Fung-Yee (Cecilia Cheung Pak-Chi) mit ihren Kolleginnen dem illegalen Treiben ein Ende bereitet. Big flüchtet. Auf seiner Flucht jedoch gerät er zwischen die Fronten. Eine andere Polizeieinheit untersucht gerade einen spektakulären Mordfall und verfolgt den mutmaßlichen Täter zu Fuß. Auf Hong Kongs Seitenstraßen gerät Big mit dem flüchtigen Täter zusammen und wird festgenommen, während der Mörder flüchten kann. Big sieht zum ersten mal Lee Fung-Yees Karma.

Kein schöner Anblick…


(Links: An Andy Laus Gummianzug hat man sich erstaunlich schnell gewöhnt! | Rechts: Big kann das Karma anderer Leute sehen. Nicht immer eine schöne Angelegenheit.)

Eins vorweg: Nein, Andy Lau hat seit Infernal Affairs (2002) nicht magischerweise 150 Kilo zugenommen und ist nun ein Muskelpaket. Ja, das ist ein Gummianzug. Man sollte den Film allerdings nicht daran messen, wie echt der Gummianzug Andy Laus aussieht. Denn Running On Karma hat weißgott mehr zu bieten. Zudem lässt Andy Lau mit seiner sympathischen Performance nichts unversucht, den Gummianzug immer mehr in den Hintergrund rücken zu lassen. Und irgendwo passt er ja auch zu Running On Karma. Selbst für Hong Kong Filmfans ist Running On Karma ein völlig unerwarteter Genre Mischmasch. Mit Andy Lau und Cecilia Cheung in den Hauptrollen hätte man fast meinen können, Johnnie To liefert eine weitere RomCom ab, aber weit gefehlt. Running On Karma ist ein bisschen Romantik, ein bisschen Martial Arts, ein bisschen Cop Thriller, ein bisschen Komödie und viel buddhistische Grundweisheiten. Aber das beste daran:

Es funktioniert hervorragend.

Was Johnnie To und Wai Ka-Fai hier allein in den ersten 10 Minuten abfeuern spottet jeder Beschreibung. Man muss es gesehen und erlebt haben. Dabei ist Running On Karma keine Anhäufung von zusammengewürfelten Genres, sondern vielmehr ein vielschichtiges Ganzes, das insich glaubhaft erscheint und bis zum Schluss nichts an seiner Wirkung verliert. Running On Karma spielt regelrecht in einer Fantasiewelt, in der muskulöse Mönche an Häusern entlang klettern und die wahnsinnigsten Moves vollführen. Eine Welt, in der das Karma der Menschen allgegenwärtig ist und in der Big nur anfangs ein Quatschkopf zu sein scheint. Es verbirgt sich noch mehr in ihm und Andy Lau bringt das gut rüber. Überhaupt ist der sympathische Character des Bigs + Andy Lau ein winning Team. So macht man sich schon nach wenigen Minuten keine Gedanken mehr um den Gummianzug sondern will sich vielmehr an Big und seinen irrsinnigen Ideen, Geld zu verdienen, erfreuen.


(Links:Bisschen Romantik gibt’s obendrein | Rechts: Cecilia Cheung sieht in “Running On Karma” einfach mal wieder perfekt aus. Heiratsfaktor 150 %.)

Bis die nächste Szene erscheint, die brutaler nicht sein könnte, aber trotz der komödiantischen Elemente kurz vorher nichts von ihrer Wirkung verfehlt. Gerade in koreanischen Filmen fiel mir das oft negativ auf. Derart brutale Szenen in einer Komödie zu verwursten, das ist oft zuviel für mich. Bei Running On Karma wurde aber Wert auf Ausgeglichenheit gelegt und… keine Ahnung wie Johnnie To es macht, aber es stört nicht. Es kommt einfach etwas neues raus. Running On Karma ist alles andere als Mainstream und selbst für Hong Konger Verhältnisse ein gewagter Film. Kein Wunder, das To für einen echten To Film mindestens 5 kommerziell erfolgreiche RomComs produzieren muss. Aber solange Filme wie Running On Karma dabei heraus kommen ist mir das herzlich egal.

Klar, das da der Rest des Films auch stimmt. Besonders erwähnenenswert finde ich die gelungene Cinematography, welche nicht nur Chinas schöne Landschaften gut in Szene setzt, sondern vor allem die nächtlichen Szenen in Hong Kongs Straßen perfekt einfangen. Vor allem in der ersten Hälfte muss man bei so ziemlich jedem Shot wanken. Hervorragend unterstützt werden die Bilder von Cacine Wongs hervorragendem Soundtrack, der düster klingt, eingängig ist und fast so melancholisch daherkommt, wie der Soundtrack zu Running Out Of Time. Über die technische Ausführung (Manche Synthiestellen klingen etwas billig), ließe sich definitiv streiten, aber im großen und ganzen unterstützt der Soundtrack den Film meiner Meinung nach wunderbar. Gerade im Opening, wenn Big nackt durch die Straßen Hong Kongs rennt, während ein Inder auf der Flucht ist und dazu fast Silent Hill artige Geräusche ertönen, gibt das eine grandiose Stimmung.

Somit ist Running On Karma nicht unbedingt jedem zu empfehlen. Hong Kong Film Neueinsteiger könnten sich etwas verwirrt abwenden und den Film schnell als “Chinesenquatsch” abstempeln. Kenner des Hong Kong Films und erst recht Johnnie To Fans müssen sich Running On Karma anschauen, da sie garantiert noch nie etwas ähnliches sahen. Ein weiterer Johnnie To must have.

MUST HAVE.

JETZT SOFORT!

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(Das hurengeile Filmposter)

Eye In The Sky

Eye In The Sky
(跟蹤 | hong kong 2007 | nai-hoi yau | dvd: kam & ronson)

Die Surveillance Unit der Hong Konger Polizei hat nur eine Aufgabe: Beobachten. Selbst im Hintergrund bleiben. Nicht auffallen. Das ist Neuland für Piggy (Kate Tsui), die nun zur längst verschweißten Truppe stößt, doch mit Dog Head (Simon Yam) einen geduldigen Mentor findet. Gleich ihr erster Fall bringt sie in’s Schwitzen: Eine brutale Bande unter der Führung von Shan (Tony Leung Ka-fai) macht Hong Kong unsicher und raubt immer wieder Läden aus. Eine tödliche Jagd beginnt.

Der langjährige Johnnie To-Kollaborateur und Scriptwriter Nai-Hoi Yau legt mit Eye In The Sky sein Regiedebüt vor. Die vielen Jahre mit To haben ihn offensichtlich geprägt, denn sein Film ist sofort als Milkyway-Produktion erkennbar. Die urbane Atmosphäre, die eng zusammenarbeitende Polizeieinheit, das erinnert gar an Expect The Unexpected oder PTU (letzere Assoziation wird durch einen Gastauftritt von Maggie Siu verstärkt). Doch wo To mit plötzlichen Tempoveränderungen oder Twists aus etwaigen Genrekonventionen ausbricht, inszeniert Yau seine Katz-und-Maus-Jagd als minimalistische tour de force mit beinahe dokumentarischem Charakter, schert sich wenig um Exposition oder Charakterentwicklung. Seine Figuren bleiben gesichtslose Schachfiguren, Shins kriminelle Motivation etwa wird zu keinem Punkt aufgegriffen. Eine Beobachtung, die zunächst wertungsfrei ist; die extreme Anonymisierung mag man mit gutem Willen vielleicht auch als Kommentar auf die Natur dieser Art von Polizeiarbeit sehen.

So wirkt Eye In The Sky einerseits stellenweise wie ein auf Spielfilmlänge gestrecktes Actionsegment eines anderen, größeren Films, andererseits ist Yaus konsequent ballastfreie und rasante Regie in ihrer Geradlinigkeit durchaus bemerkenswert und erfrischend. Umgesetzt wird sie mittels wackelnder Kameraeinstellungen mitten aus den Straßen Hong Kongs. Kontrastierend dazu Bilder wie aus Überwachungskameras, die aus der Vogelperspektive Distanz zum Geschehen schaffen. Yaus Stil ist ein Gegenpol zu den detailierten Cinemascope-Kompositionen Tos – gewöhnungsbedürftig, aber in jedem Fall faszinierend.

Zu den Schauspielern braucht man eigentlich nicht viel zu sagen, da reichen die Namen. Tony Leung Ka-fai pisst Charisma. Gerade hier ist es schade, dass der Zuschauer über seinen Charakter nicht mehr erfährt. Simon Yam, leider mit etwas albernem Fake-Bierbauch, bleibt sympathisch und überraschend unscheinbar, er kann vor allem in den wenigen persönlichen Szenen mit Kate Tsui’s Charakter punkten. Jene tut eigentlich nicht viel mehr als verzweifelt in der Gegend rumzuglotzen und hübsch auszusehen – insgesamt geht’s aber in Ordnung.

Guy Zerafa, schon für die tolle Musik aus Exiled zuständig, hat auch hier wieder einen hervorragenden Score gezimmert, zwischen moderner Elektronik, saftigen Gitarrenriffs und traditionellen Instrumenten. Nur habe ich im Film keine 10 Sekunden erlebt, die ohne Musik auskamen. Das fand ich etwas zuviel des Guten. Passt immerhin zur hektischen Atmosphäre.

Wer ganz zynisch sein möchte, bezeichnet Yaus Film als Milkyway by the numbers – der Schützling Tos greift hier nicht besonders originelle Themen auf, die Schauspieler, ob gut oder nicht, sehen wir halt irgendwie immer. Zudem offenbart Yau zur Surveillancepolitik der Polizei an sich kein einziges Mal eine kritische Position, was bei einem Film wie diesem eigentlich zu erwarten wäre. Dennoch: Nai-Hoi Yau hat zwar noch einen weiten Weg zu gehen, um das Level des Maestros zu erreichen, in die richtige Richtung ist er aber schon unterwegs. Ich hoffe, dass er noch weitere Filme drehen wird. Blickt man auf das bisherige HK-Filmjahr zurück, wäre ohnehin nur zu sagen: Eye In The Sky ist die elegante Gazelle neben dem halbverwesten Elefantenleichnam eines Protégé.

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Throwdown

Throwdown Hong Kong 2004

Eigentlich habe ich dem hervorragenden Review unseres renommierten Filmkritikers N. Werner nichts mehr hinzuzufügen. Aber ich fühle mich Herrn To Schuldig, doch noch etwas zu schreiben, wenn er sich schon die Mühe macht und so einen hurengeilen Film aus dem Arm schüttelt.

Herr Werner beschrieb die Grundstimmung von Throwdown sehr passend: Um Judo an sich geht es in dem Film nichtmal. Sondern mehr…um das Leben selbst. Wie der versoffene Loser und einstiger Judochamp Sze To (Louis Koo) aus seiner Apathie aufwacht und wieder lernt zu leben. Warum er zu diesem Wrack wurde, wird nie klar. Es ist auch völlig egal. Nicht um den Fall geht es, sondern um das Aufstehen, sozusagen.
Dabei sind die Kampfszenen an sich auch nicht ohne. Nur ein Johnnie To schafft es, die chaotische Homoerotik eines Judomatches ästhetisch ansprechend und cool aussehen zu lassen. Auch sonst immer wieder fabelhafte Bildkompositionen. Dieser Film sieht einfach hurengeil aus. Er ist cinematographische Perfektion.

Ein weiteres To-Trademark sind immer wieder die ein oder zwei besonders originellen Szenen in jedem Film. In Breaking News war es das komplett ohne Schnitte auskommende, mehrere Minuten dauernde Anfangsshootout. Hier ist es die Szene in der Bar, in der jeder Charakter mit einem Bekannten an unterschiedlichen Tischen redet, wobei alle Einzelgespräche ineinander geschnitten sind. Für den Zuschauer konfus, merkt man erst bei mehrmaligem Anschauen wie genial diese Szene eigentlich konzipiert ist.

Und dann eben noch die anderen “kleinen” Dinge die den unglaublichen Charme von Throwdown versprühen, sei es die Luftballon-Szene oder der immer präsente, augenzwinkernde Humor. Dazu noch der grandiose Soundtrack und herauskommt einer von Tos besten Filmen. Ich muss mich selbst dafür schlagen, dass ich diesen Film so lange hinten angestellt habe.

Nicht jeder wird mit den oft sehr abgehoben wirkenden Dialogen bzw. dem generellen Thema des Filmes klarkommen, aber wer sich darauf einlässt, den erwartet ein unvergleichliches Erlebnis, dass am Ende nur noch ein Lächeln auf dem Gesicht zurücklässt. Hier muss ich mal das Review von LoveHKFilm zitieren, welches den Charakter von Throwdown super auf den Punkt bringt: Throwdown is not an action film, nor a comedy, nor a drama. It’s just a Johnnie To movie. And quite frankly, that’s enough for me.

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Exiled

Exiled

Tja, was soll ich sagen, die Zusammenfassung könnt ihr bei elend oder Munin lesen.

Mein Fazit ist halt ein etwas anderes. Ich kann mich anschließen und sagen, dass der Film cinematographisch absolute Oberklasse is. Gibt es nichts zu meckern, alles geil atmosphärisch beleuchtet, nice Kameraeinstellungen und auch die Actionszenen sind schon ziemlich dick gemacht.

Mein Problem liegt ein bisschen bei der Storyline und den Charakteren. Das Lineup is natürlich top-notch, da gibt es nichts zu diskutieren, die schauspielerische Klasse ist mehr als vorhanden.

Trotzdem blieben die Hauptpersonen für mich relativ blass bis zum (zugegebenermaßen GENIALEN) Showdown, sprich, sie waren mir einfach scheißegal. Die Story selbst steht natürlich nicht im Mittelpunkt des Ganzen, allein von der Thematik her. Nichtsdestotrotz hätte ich mir etwas weniger Spannungslöcher – vor allem zu Beginn – gewünscht.

Aber nunja, Exiled will halt auch gar kein großes Charakterkino sein, dafür gibt es andere Regisseure/Filme und von daher sind meine Kritikpunkte für Genrefans sicherlich auch irrelevant. Mit falscher Erwartungshaltung bin ich jedenfalls nicht an den Film herangegangen, mich lies er einfach nur etwas kalt. Für mich persönlich kein Meisterwerk, aber unterm Strich doch sehenswert.

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PS: Ich fühlte mich stellenweise ein bisschen an Sonatine erinnert, wobei man die Filme mal überhaupt nicht vergleichen kann. Aber naja, den Film wird wohl wiederum keiner gesehn, geschweige denn wirklich gut gefunden haben… ~_?