The Big Heat

The Big Heat HK 1988

Wai Po Wong (Waise Lee) ist ein erfahrener Polizeiinspektor, der eines Tages leider feststellen muss, dass er wegen einem Wirbelsäulenschaden die Finger seiner rechten Hand nicht mehr richtig bewegen kann – somit kann er auch oft keine Pistole mehr bedienen. Gerade als er den vom Arzt empfohlenen Rücktritt einreichen will, erfährt er, dass sein langjähriger Freund und Informant Wily Tse in Malaysia ermordet worden ist. Er versammelt eine kleine Truppe Polizisten um sich, um den Mörder zu finden.

Ursprünglich ein von Produzent Tsui Hark initiiertes Projekt, durchlebte The Big Heat im Produktionsverlauf so einige Schwierigkeiten. Zunächst wurde die Regie von Andrew Kam übernommen, bis Hark ihn nach Differenzen rauswarf und stattdessen unseren lieben Johnnie To auf den Regiestuhl brachte. Doch selbst der konnte Hark nicht wirklich zufriedenstellen und musste gegen Ende der Dreharbeiten wieder weichen, wonach Tsui Hark kurzerhand selbst einige verbleibende Szenen drehte.

Dieser Tatsache ist es vermutlich zu verdanken, dass der Film nicht nur wirr im Hinblick auf die Story ist, sondern auch qualitativ immer wieder Unregelmäßigkeiten erfährt. Hier ist sicherlich eine Menge Material auf dem Schneidetisch liegen geblieben, was weniger tragisch gewesen wäre, wenn Hark (dem ich jetzt einfach mal die komplette kreative Vision des Films attestiere) in seiner Version eines düsteren, ernsten Bloodshedthrillers nicht so viel Wert auf die Ausarbeitung der Charaktere um Wai Po Wong gelegt hätte. Alle drei sind auf ihre Art und Weise sympathisch, und doch vermisst man die Interaktion, die etwa die Truppe bei The Untouchables so zusammengeschweißt und beim Zuschauer letztlich für den emotionalen Impact gesorgt hat. Der Malaysia-Cop Chat Fu Ong ist mit eine der interessanteren Persönlichkeiten, denn er sieht aus wie ein Chow Yun Fat in A Better Tomorrow mit Sonnenbrille und Oberlippenbärtchen, bloß 20 Jahre gealtert.
‘Clumsy Lum’ hingegen ist der Stereotyp des ängstlichen, unerfahrenen Greenhorns, und dann ist da noch so ein anderer Typ, dessen Name ich vergessen habe.

Überschattet werden die Charaktere von der völlig bekloppten Gewaltdarstellung. Gleich nach den ersten Sekunden des Films, in denen eine Hand durchbohrt wird merkt man, dass hier was anders ist. Qualität statt Quantität ist das Motto Harks – statt Bodycount zählen die sicksten Todesarten, die man sich nur vorstellen kann. Neben jeder Menge Blut bei den spannend und hektisch inszenierten Shootouts werden Köpfe abgetrennt, Hände weggeschossen und Leute von Aufzügen zweigeteilt. Vor Kindern und unschuldigen Krankenschwestern macht übrigens auch keiner halt. In einer der besten Szenen wird nach einer Verfolgungsjagd ein Gangster von einem Auto angefahren, von einem zweiten überfahren, er fällt von einer Brücke auf ein drittes Auto und wird gegen Ende gegen eine Bande geschleudert. Übrig bleibt ein blutiges Häufchen. Ich musste schon sehr lachen. xD
The Big Heat bietet zweifellos die überdrehteste Darstellung an Grausamkeiten, die man im Hongkonger Copthriller finden kann. Und, wenn ich ehrlich bin: Ohne sie wäre der Film nicht halb so gut und würde im Bloodshed-Einerlei versinken.

Komplementiert wird das Ganze von mehr als soliden Schauspielleistungen, allen voran Waise Lee, der stets eine gewisse Ruhe und Waiseheit (HAHEAIEHIAHEIHEIEHAEHIAHEIE) ausstrahlt und damit im starken Kontrast zu seinen ständig overactenden Kollegen steht. In visueller Hinsicht kann The Big Heat auch außerhalb der Splatterszenen mit einigen echt schönen, atmosphärischen Einstellungen aufwarten, siehe unten. Synthesizermusik und ein Gitarrenthema machen den 80s-Vibe komplett.

Insgesamt: The Big Heat ist zügige, nie langweilige Bloodshed-Routine mit total sicken Shootouts, und darum für Fans solcher Filme natürlich zu empfehlen. Am Ende bleibt aber der kleine, wehmütige Gedanke übrig, dass aus dem Film noch viel mehr hätte rausgeholt werden können, mehr Tiefe, mehr Persönlichkeit.. Ich gebe spontan Tsui Hark die Schuld. HAHAHAHAHA!

So, das war’s. Schalten sie morgen wieder ein, wenn es heißt: Penance kriegt auf’s Maul weil Pan’s Labyrinth geil ist, aka hoffentlich. Gute Nacht, Hong Kong! Ich liebe dich auch wenn ich dich nicht persönlich kenne.

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300

300 (USA 2007)

Um 480 v. Chr. stehen die Perser, angeführt von König Xerxes, vor den Toren Griechenlands. Ein persischer Bote bietet König Leonidas von den Spartanern die kampflose und friedliche Ergebung Spartas an. Doch dieser widersetzt sich und ruft so laut “THIS IS SPARTA”, dass der arme Bote sich erschrickt und zufällig in ein Loch fällt. Hihi. Daraufhin zieht Leonidas mit 300 Spartanern los, um die Perser aufzuhalten, obwohl er vom Senat und einem lustigen heiligen Orakel, dass aus hässlichen alten Inzest-Lustmolchen besteht nicht die Erlaubnis zum Krieg eingeholt hat. Verstärkung gibt es keine, die Übermacht der Perser scheint erdrückend, der Kampf aussichtslos…

Nun! Wer in den letzten 6 Monaten nicht völlig hinter dem Mond gelebt hat hat vermutlich auch den oder die Trailer zu 300 gesehen und war hoffentlich ganz entzückt angesichts der visuellen Pracht, die sich einem dort präsentiert. Und tatsächlich ist 300 zunächst einmal ein ganz schönes Fest für die Augen. Ein angemessenes Treatment, das den Flair des Originalcomics von Frank Miller so gut wie möglich einzufangen versucht. Letztendlich ist 300 auch ein unglaublich hohler und wichtigtuerischer Film, aber wer hat da schon etwas anderes erwartet? Nein, das ist nichtmal das Problem, was ich mit diesem Werk habe. Es wurde viel blutige Action versprochen, Sprüche, die angesichts ihrer Klischeehaftigkeit verhaftet werden sollten, glänzende Waschbrettbäuche, die kräftig Arsch treten. Der Traum eines jeden Mannes.

Alles das gibt es in 300 im Überfluss und eigentlich ist es doch super! Ich meine, mein Gott, wann haben wir diesen Grad an konsequent frauenfeindlicher, faschistischer, gewaltverherrlichender Albernheit denn das letzte Mal gesehen? (Ich glaube, damals hieß ihr prominentester Vertreter Chuck Norris.)

Und trotzdem fehlt mir an diesem Film etwas, was ich nur als “Seele” beschreiben kann. Eines dieser Wörter was schlaue Leute gerne in intellektuellen Filmreviews benutzen, aber wo keiner wirklich sagen kann, was es ist. Kann ich auch nicht, aber ich versuche nun zu beschreiben, warum ich von 300 enttäuscht bin. Denn wo man die ersten 10 Minuten noch über die Bilder staunen kann, gewöhnt man sich schon bald an sie und wenn das passiert, verliert der Film mit jeder weiteren Minute an Boden unter den Füßen, pardon, Sandalen. Statt edel wirken die Bilder auf Dauer eher steril, Kampfszenen sind nicht episch, sondern so schwerfällig wie die persischen Kampfnashörner. Das liegt nicht zuletzt an dem völligen Overuse an Zeitlupe. Ich meine, man sagt ja gerne, dass ein John Woo Film zu 50% aus Zeitlupen-Aufnahmen besteht, aber es ist dann ja eher symbolisch gemeint. ABER HIER STIMMT ES VERFICKT NOCHMAL. IN JEDER KAMPFSZENE: ZEITLUPE. DER HALBE GOTTVERFICKTE FILM IST IN ZEITLUPE. HALLO?????????? IRGENDWANN IST AUCH MAL GUT.

So. Hüstel. Diese Zeitlupe ist zwar hin und wieder ganz nett, aber bei diesem Ausmaß raubt sie den eigentlich extrem nice choreographierten Kampfszenen jegliche Dynamik. Sehr, sehr schade.

Tja, und ansonsten gibt’s halt auch sonst nicht mehr viele Gründe, sich diesen Film anzuschauen. Ein paar nice Weiber hier und da, die nicen, bizarren Designs der Perserrüstungen und Monster, aber bei mir kam schon nach 30 Minuten das Gefühl auf, ich hätte schon genug gesehen. Hier wurde bis in die letzte Ecke auf Ästhetik getrimmt, Regisseur Snyder stützt sich zu sehr auf die visuelle Komponente. Die Folge: Übersättigung, gar Langeweile. Der eher unnötige Subplot um Leonidas’ Frau, die zu Hause den Senat zu überzeugen versucht, Verstärkung zu schicken, hilft da auch nicht gerade. Ich fühlte auch nicht wirklich mit den 300 Spartanern mit, da fehlt es einfach an Dialog und Interaktion, die über bloße Sprücheklopferei hinausgeht.

Mit ein wenig Distanz betrachtet ist der Stil des Films natürlich beeindruckend und in gewisser Weise einzigartig – ich würde mich freuen, wenn eines Tages ein Regisseur in dieser Kategorie etwas besseres hervorbringt. 300 hingegen bleibt für mich ein künstliches, lebloses Experiment mit guten Ansätzen – aber kein ernstzunehmender Film. Dafür fehlt hier einfach…naja, der Film. Versteht mich nicht falsch: Ich will kein hochanspruchsvolles Arthouse-Kino. Aber selbst hirnlose Action kann man entweder gut machen, oder schlecht machen. Hier überwiegt leider Letzteres.

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The Departed

The Departed

Tjo. Es ist zwar eine ganz schöne Weile her, seit ich Infernal Affairs zuletzt sah, aber…The Departed ist leider einfach der bessere Film. Natürlich sind sie nicht genau gleich und das Remake ist nicht 1:1 dem Original empfunden, aber im Groben doch vom Handlungsablauf ähnlich, Scorsese zitiert hier und da gar ein paar Szenen direkt, manchmal besser, manchmal schlechter. Insgesamt aber gelingt es ihm, die Charaktere und ihre Motive gelungener und mit mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit darzustellen. Das tut er auf Kosten der Länge des Films, der sich im Vergleich zum Original um ein gutes zusätzliches Stück aufbläht. Keine Frage: Infernal Affairs ist daher die weitaus elegantere Inszenierung, die schneller auf den Punkt kommt und bei dem die Spannung konsequenter oben gehalten wird.

Scorsese hingegen setzt auf die Entwicklung von Persönlichkeiten und – was letztendlich seinen Film meiner Meinung nach überlegen macht – geht am Ende, was Zynik und Konsequenz betrifft, einen wohltuenden Schritt weiter. Das ist meine persönliche Meinung und ich kann mir gut vorstellen, dass manche Leute anders denken werden. Aber ich war ohnehin noch nie ein so großer Fan vom Original. Ein guter Film war es, keine Frage, aber trotzdem hat zum Meisterwerk etwas gefehlt, und das war bei The Departed eben dabei. Zu recht gewann Scorsese hiermit endlich den Oscar.

Der einzige bittere Beigeschmack: Es ist natürlich nach wie vor sehr, sehr Schade, ja beinahe unverschämt, dass die Originalvorlage während der Opening Credits keinerlei Erwähnung findet (vermutlich ist das irgendwo in den Schlusscredits begraben, aber das schaut sich ja keiner an). Auch sonst wurde bei der Promotion des Films scheinbar jeder Versuch unternommen, davon abzulenken, dass The Departed ein Remake ist. Dass während der Oscarverleihung dann noch behauptet wurde, das Original stamme aus Japan, bis die Moderation von Scorsese gnädigerweise korrigiert wurde, setzt dem ganzen natürlich noch die widerliche Krone der Ignoranz auf.

Aber wenn man einmal davon absieht, haben wir hier einfach ein großartiges Stück Hollywoodkino. Sogar Leonardo DiCaprio und Matt Dillon kotzten mich nicht an, obwohl ich sie sonst hasse wie die Pest. So. Jetzt könnt ihr mich schlagen.

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Stormy Night

Stormy Night (Japan 2004)

Aka nur ein Shortreview. Ich habe jetzt keine Lust, Max’ Review auszugraben, aber ich erinnere mich, dass er dabei das Thema Homoerotik in dem Film sehr in den Vordergrund stellte (Woran das wohl liegt?). Ich meine… klar, das die Ziege und der Wolf Freunde sind und sich gegenseitig lieben aber.. .ehm… es ist ein Kinderfilm!? Erwarte da bitte keine hintergründigen Motive oder Analdildos. Aka. Es handelt sich hier bei definitiv um einen sehr nicen Zeichentrickfilm, der natürlich unheimlich naiv ist aber einfach Charme versprüht. Das liegt an der schönen Musik, den nicht sehr aufwändigen, aber solide und farbenfroh gezeichneten und animierten Bildern und der Storyline, die sehr basic ist aber noch genug Handlung auch für erwachsene Zuschauer enthält. Es ist eben ein typischer Wohlfühlfilm der zumindest mich auch etwas in meine eigene Kindheit zurückversetzt hat und dafür will ich ihm einfach gratulieren. Hier rennen keine sprüchereißenden hyperaktiven 3D-Tiere herum (!), sondern die Protagonisten sprechen von Freundschaft und kämpfen sich zusammen durch und Abenteuer. Spaßige Abenteuer. Hurra. Es ist alles sehr konservativ gehalten, keinerlei Überraschungen werden folgen, und irgendwie gefällt mir gerade das, obwohl es vielen Menschen sicherlich missfallen könnte. Ich muss unweigerlich mal

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vergeben. Mehr davon bitte!

A War Named Desire

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A War Named Desire HK 2000

Als seine Mutter stirbt, reist Jones (Daniel Chan) zusammen mit seiner Freundin Jesse (Pace Wu) nach Thailand, um seinen Bruder Charles (Franics Ng) zu suchen. Er möchte sich das Geld wiederholen, dass dieser vor langer Zeit von der Familie stahl. Wie sich herausstellt, ist Charles mittlerweile Boss einer Gang, die sich in Thailand einen Namen gemacht hat und ständig im Clinch mit verfeindeten kriminellen Organisationen liegt. Schneller als ihm lieb ist, wird Jones in die Angelegenheiten seines Bruders hineingezogen.

Bevor Alan Mak zusammen mit Andrew Lau 2002 mit Infernal Affairs der internationale Durchbruch gelang, drehte er 2000 das vorliegende Actiondrama A War Named Desire. Eigentlich ein Film, der 10 Jahre zu spät kam, denn mit dem Mythos des ehrenwerten Kriminellen, einer von Verrat und unlogischen, rein der Dramatik dienenden Plotwendungen durchzogenen Story, Overacting und teils kitschiger Musik liegt er gar nicht mal so weit weg von der Heroic Bloodshed-Welle der späten achtziger Jahre. Doch die hochwertige Inszenierung und vielschichtigen Charaktere verhindern, dass A War Named Desire im Hongkonger Gangstereinerlei untergeht. Während Francis Ng seine Figur gewohnt souverän spielt, beginnt man als Zuschauer schon bald, auch für die Personen um ihn Gefühle zu entwickeln. Da gibt es einmal York (Dave Wong), ein harter Typ mit weichem Kern, der als rechte Hand Charles’ dient; seine schöne Schwester Snow (Gigi Leung), wohl die mysteriöseste Figur des ganzen Films, den schrägen, tuckigen Mark, natürlich gespielt von Sam Lee; sowie den intriganten Master King, ein gealterter Gangster, der im Hintergrund die Fäden zieht. So gesehen alles Persönlichkeiten mit der Komplexität von Pappaufstellern, doch die hervorragenden Schauspieler verhelfen zu einer gewissen Glaub- und Liebenswürdigkeit.

Bei diesem farbenfrohen Ensemble geht Daniel Chan mit seinem Popstar-Face unter, was aber nicht weiter schlimm ist. Langeweile kommt ohnehin nie auf, Alan Mak kutschiert seine Charaktere zwar von einer Klischeegrube zur anderen, tut dies aber mit einer solchen Unbekümmertheit und Stilsicherheit, dass man ihm den ein oder anderen Aussetzer verzeiht. Unter Freunden verkündete Sprüche wie “Wenn du mir eines Tages eine Kugel in die Brust jagen musst, dann zögere nicht” wirken zwar auf den ersten Blick mehr als pathetisch, doch in der von Alan Mak konstruierten Welt sind sie zur Selbstverständlichkeit geworden. Am Ende lässt Mak den Plot links liegen und zieht dann noch mal alle Register: Vom toll choreographierten, kurzen Shootout mit den tanzenden Francis Ng und Gigi Leung über die letzte großen Konfrontation in Charles’ Haus inklusive explosiver “Ich opfer’ mich für dich”-Einlage bis zur finalen, furios geschnittenen Auto-zu-Auto-Ballerei – ein Riesenspaß für Jung und Alt (ehm), an dessen Ende nur die Einsicht bleibt: “They don’t make them like they used to”.

Ja, irgendwie ist A War Named Desire einer der letzten Filme seiner Art. Werke wie Infernal Affairs, Election und Dog Bite Dog haben den Mythos des Kriminellen mit Herz und Ehre längst auseinandergenommen wie der Metzger sein armes, dickes Schweinchen. Wir danken Alan Mak für diesen Quasi-Abgesang auf ein totgelaufenes Genre, in dem er all das konzentriert, was Hongkonger Actionfilme so charmant und reizvoll machte. Richtig, machte: Eine Vergangenheitsform verleiht diesem Kommentar nochmal eine besondere Tragik, denn wir wissen ja um das Schicksal des heutigen HK-Kinos. Einer der wenigen, die da noch die Flagge hochhalten, ist natürlich Johnnie To. Der hat mit diesem Film natürlich nix zu tun, aber die Nennung von Johnnie To in Filmreviews gibt sicher Extrapunkte bei der Milkyway Internet Überwachungsanstalt. Hihi!

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Comeuppance

Comeuppance HK 2000

Sung (Jordan Chan) ist ein unscheinbarer, freundlicher Nobody, der in einem kleinen Fotolabor arbeitet. Eines Tages beschließt er spontan, den notorischen Triadenboss King mit Zyanid zu vergiften. Die Hongkonger Unterwelt ist erschüttert. Inspiriert durch den Vorfall beginnt Zeitungsreporter Hak (Patrick Tam), eine wöchentlich erscheinende Reihe fiktiver Kurzgeschichten für seine Zeitung zu schreiben, bei denen ein unbekannter Täter auch noch weitere Triadenbosse auf die unterschiedlichsten Art und Weisen zur Strecke bringt. Und auf einmal beginnen die Stories zur Realität zu werden. Was Polizist Michael (Sunny Chan) natürlich verhindern möchte…oder?

Dass Johnnie To mit seiner Produktionsfirma früh auf Derek Chius Krimikomödie Comeuppance aufmerksam wurde und sich dazu entschloss, als Produzent einzusteigen, ist nach eingehender Betrachtung keine große Überraschung. Denn trotz sichtlicher Budgetgrenzen brachte Chiu in seinem Film eine große Anzahl Milkyway-typischer Ideen und einen eigenen Stil ein. Mit seinem Material arbeitet er verspielt, rollt die einzelnen Morde stets von hinten auf, zeigt ihre Ausführung detailiert und mit quirliger Musik hinterlegt, die zahlreichen Flashbacks und Twists steuern ebenfalls ihren Teil zur Verwirrung bei. Es ist ein für Hong Kong-Verhältnisse relativ harmloses, aber ziemlich clever gemachtes Katz- und Mausspiel, weit entfernt von den depressiven Triaden-Blutbädern, die sich sonst so in dieser Landschaft tummeln. Was nichts schlechtes bedeutet: Auf dem Terrain des HK-Films sind solche Reminiszenzen definitiv nicht oft zu bekommen, und so ist Chiu für seinen Einfallsreichtum zu gratulieren.

Jordan Chan macht einen guten Job als Sung und spielt seinen Charakter souverän zwischen sympathisch und psychotisch-mysteriös. Warum er was gegen die Triadenbosse hat, erfahren wir leider nie so ganz. Derek Chiu stellt diesem Charakter einmal Hak, den Reporter, und Michael, den Polizisten gegenüber. Alle drei wirken auf den Zuschauer wie ganz ordinäre, freundliche Typen, die, wie sich am Ende herausstellt, ein gemeinsames Motiv haben. An bissigen Sarkasmus spart Chiu nicht: Nichtmal die Triaden treten als wirklich böse Typen auf, einer lädt Hak gar zum Essen ein, lobt seine Kolumne und erzählt ihm dann wie nebenbei von seinem verbrecherischem Tun.

Es sind also mal zur Abwechslung keine heroischen Cops oder edle Gangster in Armanianzügen, die in Comeuppance die Unterwelt ausradieren, sondern völlig normale Typen wie du und ich, denen die Allgegenwärtigkeit der schmierigen Triaden auf den Sack geht. Ein Statement steckt sicherlich in Chius Film, das überspitzte Finale macht dies noch besonders deutlich. Und auch wenn jenes Statement sich nicht jedem westlichchen Zuschauer in seiner Gänze erschließen wird, bleibt Comeuppance eine erfrischend andere Mischung aus Krimi und Komödie, ohne viel Feuerwerk, dafür mit um so mehr Witz und Seele glänzen kann.

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Castlevania – Dawn Of Sorrow

(Das US Cover. Es ist so lame, wie das Cover aus Japan, und das Euro-Cover, weil lame Anime Charaktere drauf sind. Lame.)

Castlevania: Dawn Of Sorrow (NDS) Konami 2005

Fragt mich nicht, wovon die Story handelt. Es geht um einen namens Soma glaube ich. Der sieht aus wie eine Schwuchtel und erfährt, dass eine Gruppe von Sektenmitgliedern (!?) Dracula wiedererwecken will (!?), und man muss, als Soma, sie halt alle aufhalten. Noch Fragen?

Das einzige Castlevania Game, das ich vor Dawn Of Sorrow spielte, war Harmony Of Dissonance, was ja scheinbar von allen gehasst wird. Nun, ohne Vergleichsmöglichkeiten konnte ich dazu nix sagen, aber der Titel hatte mir extrem gut gefallen. Anfangs stand ich DoS aber etwas skeptisch gegenüber, da er tatsächlich wie “more of the same” schien und ich mir nicht vorstellen konnte, dass es mehr sein würde wie ein GBA game auf dem DS. Nun, ich habe mich getäuscht, denn DoS ist nicht nur das beste Castlevania Game (von den 2en die ich spielte ~_~), sondern auch eines der besten Handheld Games überhaupt.

(Der obere Screen zeigt alternativ die Karte oder Statusinformationen zum Charakter.)

Das eigentliche Grundprinzip von Castlevania ist natürlich auch in DoS immer noch das selbe: Als Soma rennt man in einem recht großen, labyrinthartigen Schloss herum, dass aus mehreren Bereichen besteht. Man tötet Gegner, bekommt Erfahrungspunkte, wird stärker, kann neue Waffen kaufen. Bei diesem Spiel kommt auch noch der Aspekt des Seelensammelns dazu, doch dazu später mehr. Jedenfalls könnte man nach dieser Aufzählung meinen, das das Spiel eigentlich relativ schnell langweilig wird. Doch die Gameplaymechaniken hat Konami so geschickt ausgetüftelt, die Präsentation so aufpoliert, dass man einfach nicht aufhören kann. Soma reagiert extrem präzise und geschmeidig auf Tastendruck, die Musik ist natürlich wieder mal großartig, und obwohl sich DoS in Sachen Grafik öfters mal beim GBA-Vorgänger Aria Of Sorrow bedient, wird man spätestens bei den Bossen oder größeren Gegnern aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.

So könnte man DoS durchaus ein Action-RPG nennen. Da man mit jedem getöteten Gegner stärker wird, macht es gleich doppelt Spaß, sich in die Kämpfe zu wagen, und da die Gegner beim Neubetreten eines Raumes stets respawnen (was manchmal natürlich auch nerven kann), steht man nie vor der Gefahr eines zu schweren Bosses. Wo wir gerade bei den Bossen sind: Geilere werdet ihr auf dem DS vermutlich bei keinem Spiel zu sehen kriegen. Sie sind nicht nur öfters hurenriesig, sondern auch immer sehr abwechslungsreich, was ihre Angriffstaktik betrifft. So wird jeder Bosskampf zu einer fordernden, aber nie unfairen Auseinandersetzung.

Als wäre die Vielzahl an Equipment, einschließlich Waffen, Rüstungen, Accessoires und anderen Items noch nicht genug, hat man sich bei Konami seit Aria Of Sorrow noch etwas besonderes überlegt: Das Sammeln von Seelen. Bei jedem getöteten Gegner besteht nämlich die Chance, dass man dessen Seele erhält. Die Seelen kann man equippen und sie unterteilen sich in unterschiedliche Zwecke – Bullet Souls sind grundsätzlich zum Angriff gut, Guardian Souls helfen dem Charakter etwa durch erhöhte Sprungweite, Verwandlung in den entsprechenden Gegner, oder Beschwörung des selben. Enchants verbessern gewisse Stats, erhöhen beispielsweise Angriff oder Verteidigungswert. Abschließend gibt es noch Ability Souls, die etwa den Doppelsprung erlauben oder – sehr nützlich – eine zusätzliche, getrennte Equipmentkonfiguration zulassen, zu der man dann im Spiel fließend wechseln kann. Später lassen sich die Souls auch zum Waffenupgrade nutzen.

(Der Ausdruck “hurendicke Bosse” ist nicht selten wortwörtlich zu verstehen. | Rechts: Auch normale Gegner sind oft recht furchterregend.)

Man kann sich also bemühen, möglichst viele Souls zu ergattern, man kann es aber auch sein lassen, da man nicht unbedingt die seltensten, besten Souls braucht, um das Spiel zu bezwingen. Mir jedenfalls hat die Jagd nach den Seelen einen Heidenspaß bereitet, da ich immer gespannt war, was ich mit ihr anfangen konnte. Definitiv ein Faktor, der zum Suchtpotential beiträgt.

Einen kleinen Ausrutscher hat sich Konami hingegen mit den “Magic Seals” geleistet. Scheinbar ein verzweifelter Versuch, den DS-Touchscreen noch schnell für irgendeine Selbstzweckinnovation zu missbrauchen. Denn zu jedem Areal, das man im Castle durchkreuzt, gibt es ein entsprechendes Magic Seal, über das man früher oder später stolpert. Das sind pseudookkulte Zeichen, die man mit dem Stylus auf dem Touchscreen nachmalen muss, und zwar immer, wenn man einem Boss gerade tödlich zugesetzt hat. Macht man beim Zeichnen des Seals einen Fehler, erhält der Boss einen Teil seiner Kraft zurück und man muss ihn erneut beharken, bis man wieder die Chance zum Sealen bekommt. Am Anfang, mit den simplen Zeichen ist das noch ganz leicht, später wird es recht nervig, die auswendig zu lernen und in der Hitze des Kampfs auch noch richtig hinzubekommen. Immerhin kann man sie über eine Menüoption jederzeit Üben.

(Links: Huren Magic Seals. | Rechts: Der Hintergrund ist an dieser Stelle einfach 3D und dreht sich immer ein wenig mit. Sehr nice.)

Damit hätten wir Dawn Of Sorrow auch schon fertig auseinandergenommen. Keiner der Aspekte des Spiels – die RPG Elemente, die vielen sammelbaren Items, die Bosse – ist für sich besonders revolutionär, aber Konami hatte einfach das perfekte Händchen für die Zusammensetzung all davon zu einem richtig guten, spaßigen Spiel. Kein einziger Teil, außer halt den Magic Seals, wirkt irgendwie unausgegoren, unterentwickelt oder überflüssig. Hier ist das Ganze besser als die Summe seiner Teile. Sagt man das so ~_?

Und so wurde mein Castlevania-Fieber neu entfacht und ich werde mir definitiv Portrait Of Ruin zulegen, sobald es hier auftaucht. Klar habe ich noch nicht viele DS Games gespielt, aber von denen, die ich gespielt habe ist Dawn Of Sorrow ohne Frage das komplexeste, langzeitmotivierendste und einfach beste. Geil.

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Exiled

Exiled

Keinen Bock, jetzt den Film mit großen komplizierten Worten rechtzufertigen, da ich ihm eh nicht gerecht werden würde, und da ihn hier eh niemand außer elend noch schauen wird. Ich sage nur…alter. Scheiße. Wenn ich klarer denken kann, morgen oder so, gibt es evtl. doch ein richtiges Review. So aber wüsste ich nicht was ich schreiben soll. Es tut mir sehr Leid. Lest einfach das LoveHKFilm Review. Oder das Moledehczegczeheja Review, wenn es das denn gibt, was dem Film wie jedem Asienfilm wieder 3 Sterne geben wird, da er leider nicht aus Hollywood kommt. Oder das Jump-Cut Review, wenn es das denn gibt, dass dem lieben Johnnie To wieder Oberflächlichkeit und Stilverkrampfung vorwerfen wird. Was ihr aber nicht verstehen werdet, da euer Gehirn nur maximal 10 Nebensätze hintereinander verarbeiten kann, ganz zu schweigen von eurem Fremdwortschatz. Dazu sage ich: Haha, lieber Jump-Cut-Mann, du weißt doch gar nicht mehr, worum es beim Kino geht, du bekackter Analytiker. Exiled ist das worum es bei Kino geht und wer das nicht kapiert, soll verfickt nochmal den nächsten vierstündigen Arthouse-Film in seinen 800€ DVD-Player stecken und sich die Krawatte zubinden. Ihr dummen Wichser. Scheiße. Alter. Was soll ich schreiben!??!?! Hilfe, ihr seht schon, ich bin ganz verwirrt.

Ich habe mir ein neues Wertungssystem für Vidgames überlegt, das mit diesem großartigen Exiled-Review seine Premiere feiert. Es ist meiner Meinung nach genauer, und besser als das altbekannte Penen-System. Traditionen müssen auch mal weichen. Den neuen Sachen und so. Bitte benutzt es absofort für jeden Film! Ich gebe Exiled

10 von 10 lustig dreinschauenden Johnnie Tos.

My Name Is Fame

My Name Is Fame HK 2006

Poon Ka-Fai (Lau Ching Wan) war einst ein aufsteigender Stern in HKs Filmbusiness: Er gewann mit 19 Jahren den “Best Newcomer” Award, doch genoss trotz eines großen Talents nie den Erfolg, den er verdient hätte. Mittlerweile ist er ein verbitterter, saufender Mittelklassedarsteller, der sich mit schlecht bezahlten Rollen bei TV-Serien durchschlägt. Bei den Dreharbeiten zu einer dieser Shows trifft er auf Faye Ng (Huo Siyan), eine enthusiastische, talentierte Schauspielerin, die ganz nach oben will. Sie ist ein großer Bewunderer von Poon Kar-Fai, und obwohl dieser sich zunächst von ihr sichtlich genervt fühlt, nimmt er sie unter seine Fittiche und macht als Manager aus ihr, was er nie werden konnte…

My Name Is Fame von Lawrence Lau handelt von einem Geschäft, in dem oft die unfreundlichsten Figuren die Zügel in der Hand haben. Es ist nicht die das HK-Filmbusiness auf den Arm nehmende Satire, die man angesichts des Titels vielleicht erwartet. Stattdessen haben wir es mit einer unterhaltsamen Mixtur aus Comedy und Drama zu tun, in der Lau Ching-Wan vor allem deshalb großartig ist, weil er sich im Prinzip selbst spielt. Ein toller Schauspieler, von Kritikern stets gelobt, doch immer ohne Award nach Hause gegangen. Lau Ching Wan ist nicht und war nie ein bildhübsches Popsternchen, stand stets im Schatten seiner Kollegen.

Die kleinen Seitenhiebe auf die reale Filmwelt spart sich Regisseur Lau daher ohnehin nicht: Vom Gag mit den völlig deplatziert wirkenden jungen Männern, die nicht schauspielern können und in der Gerichtsshow nur einen Platz finden, weil sie Triaden angehören, bis zu einer Reihe von brillianten Cameos von Schauspielern und Regisseuren – da sehen wir Ekin Cheng, wie er gerade mal eben bei einer Schauspielagentur vorbeischaut, Henry Fong als zwielichtigen, Frauen anziehenden Girlbandcaster, Gordon Chan mit seinem Vorhaben, einen Arthouse-Porno in Japan zu drehen und den sympathisch-androgynen Fruit Chan beim Dreh eines Triadenfilms. Mit Tony Leung Kar-Fais Auftritt als Tony Leung Kar-Fai, Mentor und Freund Poon Ka-Fais haben wir dann praktisch das komprimierte “Who’s Who” des heutigen HK Kinos komplett.

Hier wird bereits deutlich: Wer beim obigen Absatz nur Bahnhof versteht, ist vielleicht als Zuschauer für My Name Is Fame nicht so geeignet. Wer sich allerdings ein wenig im Hongkonger Kino auskennt, hat an dem Film zehnmal mehr Freude, denn in fast jeder Szene werden bekannte Gesichter gezeigt, Filmtitel genannt, Klischees parodiert. Allein dieser Aspekt macht schon einen wahnsinnigen Spaß und ist einer von zwei Gründen, warum ich von der 1. bis zur 90. Minute des Films so ein Lächeln auf dem Gesicht hatte, dass mir am Ende die Lippen wehtaten. Lächeln, wohlgemerkt: Wong Jing’schen In-die-Fresse-Humor sucht man hier glücklicherweise vergebens.

Der andere Grund ist das tolle Zusammenspiel von Lau Ching Wan und Newcomerin Huo Siyan, wobei ersterer gewohnt sympathisch, und letztere so unglaublich süß ist, dass ich sterbe (und man sieht sie in einer Szene fast nackt! GEIL!). Boah. Vor allem, wo der Film sich ganz zart in Richtung Romanze bewegt (aber nur ein bisschen! Versprochen!) gibt es eine Szene, in der sie sowas vom zum Sterben niedlich ist. Ich kann mir KEINE westliche Schauspielerin vorstellen, die so etwas hinbekommen würde. Boah.
My Name Is Fame ist auch ein wirklich positiver Film. Denn am Ende schafft es Poon Ka-Fai dank Faye sogar, sich wieder aufzurappeln und es mit dem Schauspielern nochmal zu versuchen. Wie gesagt, wirklich realistisch ist diese Entwicklung nicht. Irgendwie scheint das gesamte Filmgeschäft im Film aus netten Menschen zu bestehen, die allen nochmal eine Chance geben und auf alle Rücksicht nehmen. Lawrence Lau hätte meiner Meinung nach ruhig eine Spur bissiger zu Werke gehen können, wie es sich am Anfang ein paar Mal andeutet. Aber egal. Es ist ja Weihnachten.

Der Mittelweg zwischen naiv-warmer Atmosphäre und einem leichten satirischen Touch funktioniert dennoch echt gut und macht My Name Is Fame zu einem der unterhaltsamsten HK Filme 2006. Lau hat ein herzliches, charmantes, doch auch nicht unintelligentes Comedydrama geschaffen, dass mich berührt hat und bei dem ich am Ende mit einem Seufzer die DVD aus dem Player ejectete. Und manchmal reicht das einfach schon, um glücklich zu machen.

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On The Edge

On The Edge HK 2006

Harry-boy (~_?) (Nick Cheung) geht durch die Hölle. Nach 8 Jahren im Undercover-Dienst hat er jetzt endlich seinen Triadenboss (Francis Ng) der Polizei ausgeliefert. Der “Dank”: Ein magerer Gehaltsbonus und eine wertlose Anerkennung. Keiner will mehr etwas mit ihm zu tun haben. Weder seine Triadenkumpels, noch die Polizisten, welche ihm nicht mehr trauen. Er wird von der Korruptionseinheit beschattet, seine Freundin (Rain Li AKA GEIIIIIIIIIIIIIIL RAIN LI SIEHE LINKS), selbst als Kellnerin in Triadenclubs beschäftigt, will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Weder Cop noch Gangster, so ist Harry on the edge. Jetzt klatschen wir alle erstmal für meine geniale Einbindung des Filmtitels.

On The Edge von Herman Yau (zuvor verantwortlich für CAT3-Granaten wie Ebola Syndrome, aber auch schon Cop-Streifen wie Shark Busters) fängt da an, wo die üblichen Undercover-Filme aufhören: Das große Ziel der Operation ist erreicht, der Agent kehrt ins normale Leben zurück. Hier versucht er es zumindest, doch spätestens bei der “Ehrungszeremonie”, bei der Harry hastig einen Scheck und eine Ehrenurkunde gerreicht bekommt, bevor das praktisch nichtexistente Publikum sich wieder verdrückt, wird klar: Es wird nicht einfach. 8 Jahre hat Harry mit den Triaden verbracht und sich dort auch echte Freunde gemacht. Yau erzählt mit Flashbacks aus der Undercover-Zeit, macht deutlich, dass tatsächlich alle Charaktere seines Films vielschichtige Persönlichkeiten sind, Cops und Gangster werden nicht bloß auf ihre Namen und Gesinnung reduziert. Mit der Einführung von Anthony Wong als gewalttätigem Cop und Mini B, Harry’s sympathischen Triadenkumpel legt Herman Yau geschickt immer neue Gewichte auf die entgegengesetzten Schalen einer Waage.

Obwohl es hier und da ein paar Verfolgungsjagden gibt, kurze Feuergefechte in den Mittelpunkt treten, ist der Film zunächst ein Drama. Das Porträt eines Mannes, der sich zwischen den Fronten befindet und zu seinem richtigen Leben zurückkehren will. Aber was ist denn sein richtiges Leben? Insofern kann man Yau und seinen Produzenten für ihren Mut bewundern. Leicht hätte On The Edge ein Rache-Action-Thriller-Gemüse werden können, wie man es schon tausend Mal gesehen hat – das Poster hilft da auch nicht gerade, diesen Eindruck abzuschütteln. Wer sich aus diesem Grund nicht mit dem Werk einlässt, ist dann selbst Schuld. Statt Explosionen und Feuergefechten liefert Yau uns glaubwürdige, realistische Charaktere und effektive Dramaturgie, deren Zusammenwirken einen der erwachensten und intelligentesten Polizeifilme der letzten Jahre hervorbringen.

On The Edge ist ein weiteres Beispiel eines geringerbudgetierten Films, der manch einen Blockbuster an die Wand spielt und – in diesem Fall – auch visuell mit den ganz Großen mithalten kann. Mit seinem All-Star-Cast, den guten (Nick Cheung) bis brillianten (Anthony Wong) Schauspielleistungen, der klasse Musik, den eleganten Bildern und vor allem der komplexen und nachdenklich machenden Story erweist sich Herman Yau’s neuster Film einfach mal als einer der besten dieses Jahres. Wer hätte das gedacht?

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